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/ 20. April 2023

Auch im März ist die Inflation mit 9,1 Prozent in Österreich höher als in anderen Ländern der Eurozone. Eine neue Analyse des Momentum Institut zeigt jedoch, dass die Konsummuster des reichsten Einkommensfünftels die Inflationsrate verzerren. Die Belastung durch die Teuerung wird deshalb bei Haushalten mit niedrigeren Einkommen systematisch unterschätzt. Diese sind von den größten Preistreibern Energie und Wohnen am stärksten betroffen.

Leben heute um 400 Euro teurer als noch 2019

Im Jahr 2019 gab der mittlere Haushalt in Österreich monatlich 1.770 Euro aus. Im Vergleich dazu muss derselbe Haushalt mittlerweile rund 400 Euro mehr im Monat ausgeben. Der Löwenanteil geht mit 104 Euro monatlich auf den Bereich Wohnen und Energie zurück. Grundlage für die Analyse war die Konsumerhebung 2019/20. Wohnen und Energie sind die Bereiche, in denen Menschen die Teuerung besonders hart trifft. Miete, Strom und Heizkosten sind Ausgaben, an denen kein Haushalt vorbeikommt. Einsparungen sind hier kaum möglich. Im Gegensatz etwa zur Gastronomie, wo der Konsum bei Preissteigerungen leichter angepasst werden kann.

 

 

Seit 2019 betrachtet sind die Preise in Österreich stärker gestiegen als in anderen europäischen Ländern. Hierzulande betrug die Teuerung gemessen am HVPI seither 21 Prozent, in der Eurozone nur 17 Prozent. Zurückzuführen ist das teilweise auf den Bereich Gastronomie und Beherbergung, wo die Preise deutlich stärker stiegen als in der Eurozone. Der Hauptpreistreiber ist aber Wohnen und Energie. Hier beträgt die Teuerung in Österreich seit 2019 mit 35 Prozent um ein Drittel mehr als in der Eurozone. In Spanien etwa stiegen die Preise für Wohnen und Energie nur um 12 Prozent.

 

Verzerrungen bei der Berechnung der Inflationsrate

Zur Berechnung der Inflationsrate werden die Preisveränderungen im Jahresabstand bestimmter Waren und Dienstleistungen aus einem offiziellen Warenkorb herangezogen. Sowohl im VPI als auch im HVPI ist der Bereich Gastronomie und Beherbergung in Österreich wichtiger als in anderen Ländern. Das liegt auch daran, dass der Konsum der Haushalte in absoluten Zahlen und so das Konsumverhalten der Haushalte mit hohem Einkommen stärker in die Gewichtung einfließt als das von niedrigen Einkommen.

Reichere Haushalte konsumieren in absoluten Beträgen mehr als ärmere. Das führt dazu, dass der Warenkorb, der zur Inflationsberechnung für die gesamte Bevölkerung herangezogen wird, die Konsummuster der reicheren Haushalte überproportional stark abbildet. Das führt regelmäßig zu einer Verzerrung der Teuerungsrate der einkommensarmen Haushalte nach unten.

 

 

Wird der Konsum im Durchschnitt über alle Einkommensgruppen hinweg berechnet, machen Gastronomie und Beherbergung statt 13 Prozent nur 7 Prozent der Gesamtausgaben aus. Die Konsumgewohnheiten reicherer Haushalte tragen dazu bei, dass die Gastropreise derzeit Inflationstreiber sind. Aufgrund des unterschiedlichen Konsumverhaltens leiden die Haushalte je nach Einkommen unterschiedlich stark unter der Inflation. Haushalte mit geringem Einkommen geben mehr davon zur Deckung der Grundbedürfnisse – Lebensmittel, Wohnen und Energie – aus. Das sind aber mit 12 und 19 Prozent jene Bereiche, die die Teuerung derzeit am stärksten treiben. Das einkommensärmste Fünftel musste im März eine Inflation von 9,5 Prozent stemmen, während die Rate im reichsten Fünftel mit 8 Prozent um 1,5 Prozentpunkte geringer ausfiel.

 

 

Um gezielt und treffsicher einkommensärmere Haushalte zu entlasten, empfiehlt das Momentum Institut eine Mietpreisbremse für alle Mietverträge. Denn jene Hälfte der Bevölkerung mit dem geringsten Vermögen wohnt fast gänzlich zur Miete. Bremst man die Mieten, dämpft das außerdem gleichzeitig die Inflation. Zusätzlich macht es Sinn eine Gaspreisbremse einzuführen, um Energiekosten in den Griff zu bekommen. Damit die Maßnahme gezielt einkommensarme Menschen entlastet, empfiehlt es sich, einen günstigen Grundverbrauch von Gas zu garantieren und die Preise über der Grenze anzuheben. Das könnte zusätzlich einen Sparanreiz für reichere Haushalte bedeuten.

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