inflation
/ 28. November 2022

Lange Zeit spielte sie in der öffentlichen Diskussion keine Rolle, jetzt ist sie in aller Munde: die Inflation. Elf Prozent betrug sie im Oktober. Österreich befindet sich, wie viele andere Staaten, in einer tiefen Teuerungskrise. Im neuen Teuerungsreport analysiert das Momentum Institut die Auswirkungen der steigenden Preise auf unterschiedliche Einkommens- und Haushaltsgruppen. Dabei zeigt sich: Nicht alle sind gleich stark von der Inflation betroffen, zu den Teuerungsverlierer:innen zählen derzeit vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen, Frauen, Pensionist:innen und Arbeitslose.

Woher kommen die hohen Preise?

Während die Meinungen, wie die Inflation am besten zu bekämpfen wäre, teils auseinandergehen, herrscht weitgehende Einigkeit was die Ursachen der Teuerungswelle angeht. Klar muss sein: Es ist eine Geschichte in mehreren Akten. Öffnungsschritte und nachgeholter Konsum nach den Lockdowns im ersten Pandemiejahr ließen mancherorts die Preise steigen, weltweite Lieferengpässe sorgen bis heute für Angebotsknappheiten und Verwerfungen im Welthandel. Mit der zunehmenden Aggression Russlands gegenüber der Ukraine begann auch das, was heute als Energiepreiskrise bekannt ist. Die Preise für Strom, Gas und Treibstoffe kletterten zwischenzeitlich auf kaum vorstellbare Höhen. Mittlerweile schwappt die Teuerung auch auf andere Bereiche über: Vor allem Lebensmittel und Mieten verteuern sich derzeit stark - das bereitet vielen Haushalten in Österreich Sorgenfalten.

 

Warum die Teuerung nicht alle gleich stark trifft

Nicht alle Haushalte bekommen die Teuerung derzeit in der gleichen Höhe zu spüren. Die Inflationsrate ist nämlich lediglich ein gewichteter Durchschnittswert aus allen Kategorien an Gütern und Dienstleistungen. Die Preise steigen schließlich nicht in allen Bereichen gleich an. Wie stark ein Haushalt von der Inflation betroffen ist, hängt von dessen Konsumgewohnheiten ab. Wer etwa einen größeren Anteil seines Einkommens für Energiekosten aufwendet, bekommt die Teuerung auch umso heftiger zu spüren. Das große Problem ist derzeit, dass vor allem die Grundbedürfnisse Wohnen, Energie und Lebensmittel die Hauptpreistreiber sind. Bereits die Hälfte der gesamten Inflation ist auf diese Bereiche zurückzuführen. Diese sind vor allem für Haushalte mit geringem Einkommen relevant, denn dort dienen 47 Prozent der Ausgaben rein der Deckung der Grundbedürfnisse. Im reichsten Einkommensfünftel sind es lediglich 27 Prozent.

Wie stark wirkt sich die Inflation auf unterschiedliche Einkommen aus?

Welchen Einfluss die unterschiedlichen Preistreiber haben, zeigt ein Vergleich der Entwicklung der durchschnittlichen Inflationsrate des untersten mit jener des obersten Einkommensfünftels. Die Teuerungsrate im ärmsten Haushaltsfünftel lag im Oktober mit 11,8 Prozent deutlich über jener der Bezieher:innen von hohen Einkommen (10,7 Prozent). Wesentlich entscheidender als die ausgabenseitige individuelle Inflationsrate sind aber die Beiträge der Grundbedürfnisse, sowie die Teuerung in Relation zum Einkommen. Von den 11,8 Prozent Inflation im untersten Fünftel waren im September mit 7,9 Prozentpunkten mehr als zwei Drittel auf Preissteigerungen bei Wohnen, Energie und Lebensmitteln zurückzuführen. Die Teuerung in diesen Bereichen ist für diese Haushalte besonders schmerzhaft, da es sich um Ausgaben handelt, die nicht vermieden werden können. Im obersten Fünftel machten die Grundbedürfnisse mit 4,9 Prozentpunkten nur rund die Hälfte der
Teuerung aus.

Warum die Teuerung Frauen besonders trifft

Frauen sind derzeit stärker von der Teuerung betroffen als Männer. Erstens herrscht in den unteren Einkommensgruppen ein deutlich höherer Frauenanteil als oben. Zweitens spielen bei Frauen die Haushaltsausgaben für Wohnen, Energie und Lebensmittel eine bedeutendere Rolle als bei Männern. Die Preissteigerungen im Bereich der Grundbedürfnisse kosten bei Frauen im untersten Einkommensfünftel in diesem Jahr durchschnittlich 5,5 Prozent des verfügbaren Monatseinkommens.

Wen trifft es noch härter?

Mit Blick auf den Erwerbstatus zeigt sich, dass die Inflation aktuell Pensionist:innen und Arbeitslose wesentlich stärker trifft, als Erwerbstätige. Pensionist:innen weisen derzeit eine Inflationsrate von 12,3 Prozent auf. Davon sind 7,7 Prozentpunkte auf den Bereich der Grundbedürfnisse zurückzuführen. Im Unterschied zur Betrachtung nach Einkommensfünfteln machen sich bei den Pensionist:innen auch die gestiegenen Kosten für Verkehr sowie Gastronomie und Hotellerie bemerkbar. Bei den Arbeitslosen sind es mit einem Beitrag von 7,7 Prozentpunkten vor allem die gestiegenen Kosten für Wohnen, Energie und Lebensmittel, die zu einer überdurchschnittlichen Inflationsrate von 11,3 Prozent führen.

Eine weitere überproportional betroffene Gruppe sind Alleinerzieherinnen aus der unteren Einkommenshälfte. Ihre geschätzten Mehrkosten im Jahr 2022 machen das 1,16-fache eines monatlichen Nettoeinkommens aus. Die Gruppe, welche derzeit mit Abstand am stärksten unter der Teuerung leidet, sind energiearme Haushalte. Das sind jene, deren Energiekosten das 1,4-fache der mittleren Energieausgaben ausmachen und deren Einkommen weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens beträgt. Ihre Teuerungsrate liegt derzeit bei 14,7 Prozent. In Relation zum Einkommen ist die Lage für diese Gruppe ebenso dramatisch. Die Mehrkosten 2022 betragen im Durchschnitt das 1,82-fache eines Monatseinkommens.

Wie wir die Preise bremsen können

Bislang hat die Bundesregierung in ihren Anti-Teuerungspaketen vor allem auf Einmalzahlungen  gesetzt. Diese helfen zwar im Durchschnitt recht gut, jedoch weist die individuelle Inflationsrate über alle Gruppen hinweg eine große Streuung auf. Energiearme Haushalte haben nichts davon, wenn der Durchschnittshaushalt im untersten Einkommensfünftel kompensiert wird. Überdies wird der Effekt der pauschalen Einmalzahlungen im kommenden Jahr verpufft sein, die Teuerung allerdings wohl noch Monate andauern. Das Momentum Institut empfiehlt daher den verstärkten Fokus auf tatsächlich preisdämpfende Maßnahmen:

  • Strompreisbremse um Energiespartarif erweitern
  • Gaspreisdeckel mit Energiespartarif
  • Mietpreisbremse analog zu Spanien und Portugal oder vorübergehendes Aussetzen aller Mieterhöhungen
  • Gezielte Senkungen der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel

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