Das Foto zeigt Nebel, der aus einem Flugzeug strömt – Symbolisch für Flugemissionen.
/ 10. April 2023

Das oberste Einkommenszehntel verursachte 2019 um ein knappes Drittel mehr Emissionen als noch vor 30 Jahren. Emissionen eingespart hat ausschließlich die untere Einkommenshälfte. Damit verursachen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung mehr Emissionen als die gesamte ärmere Hälfte zusammen. Die Reduktion von exzessivem Konsum bringt damit ein hohes Einsparungspotenzial.Würde die reichere Einkommenshälfte jährlich nur so viel wie Österreicher:innen im Durchschnitt (13 Tonnen pro Jahr) ausstoßen, wären die Gesamtemissionen bereits um 20 Prozent reduziert. 

Während die einkommensärmere Hälfte der Bevölkerung ihren Treibhausgas-Ausstoß 2019 im Vergleich zu 1990 um 9 Prozent reduzierte, verursacht das einkommensreichste Prozent sogar um 45 Prozent mehr Emissionen. Auch der Rest des obersten Einkommenszehntels hat in Sachen Emissionsausstoß zugelegt. Sie verursachen im Beobachtungszeitraum 23 Prozent mehr klimaschädliche Emissionen. Die obere Mittelschicht (6.-9. Einkommenszehntel) stößt zusätzlich 5 Prozent mehr aus. 

Die Berechnungen basieren auf Daten der World Inequality Database, der umfangreichsten öffentlichen Datenbank zur weltweiten Ungleichheit. Der Datensatz liefert Daten für den Zeitraum von 1990 bis 2019. Die ausgewerteten Emissionen sind konsumbasiert. Das bedeutet die Zahlen beziehen sich nicht nur auf direkte Emissionen, die etwa durch die Verbrennung von Diesel oder Heizöl entstehen, sondern auch auf indirekte Emissionen. Diese entstehen durch die Herstellung aller im Inland konsumierten Güter.

 

Größten Klimasünder: die reichsten 10 Prozent

Die Daten zeigen: Der Emissionsausstoß ist zunehmend ungleich verteilt. Die reichsten 10 Prozent verursachten 2019 mehr Treibhausgase als die gesamte untere Einkommenshälfte zusammen. Rund ein Drittel der gesamten Emissionen wurde 2019 vom obersten Einkommenszehntel verursacht. Die Emissionen stiegen jedoch auch innerhalb des obersten Zehntels noch einmal deutlich: Das reichste Prozent allein verursacht rund 11 Prozent der Gesamtemissionen. Wer in Österreich zum reichsten Prozent gehört, verursacht im Schnitt pro Jahr rund 150 Tonnen an Treibhausgas-Emissionen. Diese Menge stößt jemand im ärmsten Zehntel in rund 44 Jahren, also in einem halben Leben, aus. Effektiver Klimaschutz muss daher bei den Reichsten ansetzen.
 

Einsparungspotential bei exzessivem Konsum enorm


Wer mehr Geld hat, verursacht mehr Emissionen. Das liegt an den unterschiedlichen Konsumverhalten. Einkommensärmere Menschen stoßen Emissionen vorwiegend aus, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. Unter (Grund-)Bedürfnissen versteht man beispielsweise, eine angemessen dimensionierte und beheizte Wohnung, (Grund-)Nahrungsmittel oder ein gewisses Maß an Mobilität das notwendig ist, um soziale Kontakte zu pflegen, einkaufen oder arbeiten zu gehen. Hier muss die Politik für eine klimafreundliche Bereitstellung sorgen, etwa indem öffentliche Verkehrsmittel ausgebaut werden oder indem Klimastandards gesetzlich festgelegt werden. 

Beim Konsum von reichen Haushalten geht dagegen nur ein geringer Teil auf die Grundbedürfnisse zurück. Ausschlaggebend für die hohen Emissionen sind dort Konsumexzesse: Alleine durch ihr Mobilitätsverhalten verursachen Reiche mehr Treibhausgase als Einkommensarme insgesamt emittieren. Sie fahren häufiger größere und klimaschädlichere Autos, fliegen öfter, vielleicht sogar mit den Privatjet. Sie heizen größere Häuser, konsumieren mehr Güter und verbrauchen somit auch mehr Ressourcen.


Emissionen steigen – Ungleichheit wächst


Die Reichsten im Land tragen anteilig einen wesentlich größeren Teil zur Klimakrise bei. Ihr Beitrag wächst sogar im Zeitverlauf und frisst die Einsparungsbemühungen der ärmsten Bevölkerungshälfte auf. Würde die reichere Einkommenshälfte jährlichen nur so viel wie Österreicher:innen im Durchschnitt (13 Tonnen pro Jahr) ausstoßen, wären die Gesamtemissionen bereits um 20 Prozent reduziert. Verbraucht die obere Hälfte nur so viel wie die ärmere, halbiert sich der gesamte Ausstoß sogar. 
Das Momentum Institut empfiehlt bei exzessivem und klimaschädlichem Verhalten anzusetzen. Maßnahmen im Bereich der Mobilität wären ein Verbot von Privatjet- und Kurzstreckenflügen, Vielfliegerabgaben und gewichts- sowie größenabhängige Parkgebühren (SUV vs. Kleinwagen). Auch im Wohnbereich könnte man ansetzen: Ein vergünstigter Grundbedarf bei Gas und Strom sorgt dafür, dass Grundbedürfnisse leistbar bleiben. Darüberhinausgehender Energieverbrauch sollte dafür teurer werden, um Sparanreize bei exzessivem Verbrauch zu setzen. 
 

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