Das Bild zeigt Münzen die auf einer Landkarte liegen – symbolisch für das Geld, das an die Gewinner der Teuerung geht.
/ 2. März 2023

Während die Teuerung Haushalte unter immer stärkeren Druck setzt, gibt es auch Gewinner der Teuerung: Viele Unternehmen dürften im Windschatten der steigenden Energiepreise nicht nur die steigenden Kosten an ihre Kund:innen weitergegeben haben. Sie erhöhten auch ihre eigenen Preismargen. Profite trieben damit die Teuerung, die Profit-Preis-Spirale dreht sich. Das Momentum Institut empfiehlt daher höhere Gewinn-Steuern, sowie zusätzliche Übergewinn-Steuer für die größten Krisengewinner. So könnten zusätzliche staatliche Anti-Teuerungspakete finanziert werden. 

Hohe Energiepreise haben die Teuerung in den letzten Monaten ausgelöst und verteuern nun mit der Zeit immer mehr Güter und Dienstleistungen. Forscher aus Deutschland, den USA und anderen Ländern fanden zuletzt heraus, dass die Inflation aber nicht nur von höheren Energie- und Vorleistungskosten herrührt. Unternehmen haben nicht nur ihre höheren Kosten mittels höherer Preise an ihre Konsument:innen und Abnehmer:innen weiterverrechnet. Sie haben auch ihre Preismargen erhöht, verlangen also für die erzeugte Menge heute höhere Preise als zuvor. Ein Teil der Teuerung ist damit hausgemacht. Eine Analyse des Momentum Instituts zeigt, dass das auch für Österreich zutrifft. Auch hierzulande befeuern heimische Unternehmen die Teuerung mit hausgemachten Preiserhöhungen kräftig.

Heimische Inflation im Jahr 2022 profitgetrieben

Mittels BIP-Deflator lässt sich die heimische Teuerung um die "importierte Inflation" bereinigen. Der BIP-Deflator gibt wieder, wie stark die in Österreich hergestellten Güter und Dienstleistungen verteuerten. Die sogenannten Vorleistungen, wie die gestiegenen Preise für das großteils importierte Gas, sind nicht im BIP enthalten. Steigt der BIP-Deflator, dann bedeutet das, dass heimische Unternehmen die Preise für ihre eigene Produktion erhöht haben und zwar zusätzlich zu den gestiegenen Preisen für Energie und andere Vorleistungen, die sie ebenfalls an ihre Kund:innen weitergeben. Im letzten Jahr lag der BIP-Deflator im Schnitt um 5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die heimische Teuerung betrug also im Schnitt 5 Prozent, wobei sie mit jedem Quartal stieg und im vierten Quartal 2022 bei rund 7 Prozent lag. 

Das BIP setzt sich im Wesentlichen aus Profiten und Löhnen bzw. Gehältern zusammen: Zieht man vom Preis eines Produkts die Kosten für die Vorleistungen ab, dann fließt der übrige Teil des Preises teilweise in die Löhne der Arbeiter:innen, die das Produkt hergestellt haben. Aber auch das Unternehmen selbst bekommt in der Form der Profit-Marge, auch Gewinnstückkosten genannt, einen Teil der Einnahmen je verkauftem Produkt. Ein kleiner Teil fließt außerdem noch in der Form von Produktionssteuern, wie der Mehrwertsteuer, an den Staat. Mittels Daten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung lässt sich zeigen, dass die heimische Teuerung im letzten Jahr stark profitgetrieben war. Die steigende heimische Teuerung ging mit steigenden Profit-Margen einher. 

 

Die Abbildung zeigt je Quartal von 2016 bis Ende 2022 den Anstieg des BIP-Deflators und wie er sich auf Löhne und Profite verteilte. Im Jahr 2022 wurde der Anstieg des BIP-Deflators vorwiegend von Profiten getrieben. Es kam zur Profit-Preis-Spirale

Energie-, Land-, und Bauwirtschaft als Krisengewinner

Im langfristigen Vergleich zeigt sich, dass die Inflation im vergangenen Jahr deutlich stärker profitgetrieben war als in den Vorjahren. Vom dritten Quartal 2019, also deutlich vor der Corona-Pandemie, bis zum dritten Quartal 2022 betrug die heimische Teuerung insgesamt rund 10,2 Prozent. Davon flossen rund 5,6 Prozentpunkte in höhere Profite, während 4,6 Prozentpunkte in Löhne und Gehälter flossen. Bemerkenswert ist dabei außerdem, dass es je nach Branche starke Unterschiede gab. 

 

Die Abbildung zeigt je Branche den Anteil der gestiegenen Preismargen der in Profite und Löhne ging. Bestimmte Branchen – wie die Energiebranche – trugen besonders stark zur Profit-Preis-Spirale bei.

Einige Branchen erhöhten ihre Preise für die eigene Produktion überdurchschnittlich stark. Das Baugewerbe verlangt für seine Produktion seit dem dritten Quartal 2019 um 34 Prozent mehr, die Energiewirtschaft (inklusive den kleineren Sektoren Wasserversorgung und Bergbau) um 42 Prozent mehr. Deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft erhöhten auch die Betriebe der Landwirtschaft sowie jene in „Handel, Verkehr und Gastronomie“ ihre Wertschöpfungspreise, um 37 bzw. 18 Prozent. Unterdurchschnittlich zu den Preiserhöhungen der Gesamtwirtschaft (10 Prozent) hat hingegen die Warenherstellung beigetragen. In diesen Wirtschaftsbereich fallen einige energieintensive Branchen wie die metallerzeugende Industrie. Sie benötigen meist große Mengen Energie und sind damit von den steigenden Energiepreisen stärker betroffen, die sie nicht immer an ihre Kund:innen weitergeben können. Erst im dritten Quartal 2022 gab es auch dort einen leichten Anstieg. Im Vergleich zum dritten Quartal 2019 sind die Aufschläge um 2 Prozent höher. 

Krisengewinne können mit Übergewinnsteuer verteilt werden

Die Inflation war in Österreich damit nicht nur von den steigenden Energiepreisen getrieben, sondern teilweise hausgemacht. Heimische Unternehmen konnten im Windschatten der steigenden Energiepreise ihre eigenen Preisaufschläge anheben und damit die Inflation zusätzlich anfachen. Gerade in den letzten Monaten flossen diese Aufschläge vermehrt in höhere Profite. Besonders die Energie-, Bau- und Landwirtschaft konnten ihre Profitmargen steigern. Für viele Haushalte stellt diese profitgetriebene Inflation eine starke Belastung dar. Sie haben vermehrt Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Bundesregierung hat daher in den letzten Monaten viele Unterstützungsmaßnahmen für Haushalte auf den Weg gebracht. Diese Maßnahmen kosten den Staat viel Geld. Sie könnten mit einer Besteuerung der Krisengewinne gegenfinanziert werden. Konkret bedeutet das:

  • Momentan senkt die Bundesregierung die Körperschaftssteuer sukzessive. Dadurch entgehen dem Staat mittelfristig rund EUJR 800 Mio. Die Bundesregierung sollte hier gegensteuern und die Körperschaftssteuer wieder anheben.
  • Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass insbesondere in der Energiebranche zusätzlich eine Übergewinnsteuer angebracht ist. Denn während Energie- und Baubranche zu den Krisengewinnern zählen, leiden Haushalte und andere Branchen unter den steigenden Lebenserhaltungs- und Energiekosten. Übergewinnsteuern wurden schon in der Vergangenheit dazu verwendet, Krisengewinne und -verluste gleichmäßiger über die gesamte Wirtschaft zu verteilen. 

 

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