Corporate Tax Refusal Day 2025: Steuertricks kosten Österreich 1,4 Milliarden Euro

Der „Corporate Tax Refusal Day“, der Tag der Steuerverweigerung, fällt heuer auf den 5. Februar. Dieser Mittwoch (5.2.2025) ist der erste Tag des Jahres, ab dem multinationale Unternehmen, die in Österreich tätig sind, aufs Jahr gerechnet Steuern auf ihre Gewinne zahlen. Davor vermeiden sie die Besteuerung in Österreich, indem sie ihre hierzulande erzielten Gewinne in Niedrigsteuerländer verschieben. Durch die Verschiebung von Konzerngewinnen in Steuersümpfe entgehen Österreich allein 2024 rund 1,4 Milliarden Euro an Einnahmen, wie unsere Analyse zeigt.
Die Steuerverweigerung bleibt 2024 nahe dem historischen Höchststand. Ohne Gewinnverschiebungen würden 2024 15,4 Milliarden Euro an Körperschaftsteuer (KöSt) fällig. Tatsächlich in der Staatskasse landen werden nur 14 Milliarden Euro. Damit entgehen dem österreichischen Budget rund 1,4 Milliarden Euro. Das entspricht jedem zehnten Euro aus den Gewinnen der Unternehmen in Österreich. Grundlage der Analyse ist eine Hochrechnung auf Basis von Daten der Gewinnverschiebungs-Datenbank missingprofits.world. Könnte die künftige Regierung die verweigerten Unternehmenssteuern in Höhe von 1,4 Milliarden Euro tatsächlich einnehmen, hätte sie schon ein Fünftel des geplanten Sparpakets für heuer herinnen.
Der minimale Rückgang der Gewinnverschiebung zum Vorjahr (um rund 30 Millionen Euro) lag einerseits an niedrigeren erwarteten Unternehmensgewinnen, andererseits am gesenkten Steuersatz auf die Gewinne der Unternehmen. Bis inklusive 2022 lag der KöSt-Satz bei 25 Prozent. In den vergangenen zwei Jahren wurde er sukzessive gesenkt und beträgt heuer nur noch 23 Prozent. Weiters haben FPÖ und ÖVP das Vorhaben angekündigt, die Gewinnsteuer noch weiter zu kürzen.
Durch die sogenannte Gewinnverschiebung (“Profit Shifting”) haben österreichische Unternehmen im vergangenen Jahrzehnt (2015-2024) zusammengerechnet über 10,4 Milliarden Euro an Steuern vermieden. Gewinne werden verschoben, indem international tätige Konzerne ihre Gewinne gezielt in Länder schieben, die als „Steuersümpfe“ fungieren, obwohl die Gewinne dort nicht erwirtschaftet werden. Mit legalen Steuertricks prellen die Unternehmen jene Staaten um Milliarden, in denen sie eigentlich die Steuern abliefern müssten.
Der Löwenanteil der österreichischen Unternehmensgewinne, die ins Ausland verschoben werden, landet nicht in der Karibik, sondern bleibt in europäischen Steuersümpfen. Innerhalb Europas werden rund 1,22 Milliarden Euro der österreichischen Unternehmensgewinne verschoben: Die höchste Summe wird mit 301 Millionen Euro nach Irland verschoben. In die Niederlande gehen 266 Millionen und nach Luxemburg weitere 257 Millionen. In das Nachbarland Schweiz wandern 193 Millionen und 156 Millionen nach Belgien. In den Zwergstaat Malta gehen 43 Millionen und nach Zypern noch weitere 5,8 Millionen Euro. Außerhalb Europas landen 142 Millionen Euro.
Seit 2015 gibt es erste Initiativen, die Gewinnverschiebungen globaler Konzerne einzudämmen. Diese haben dem bis dahin rasanten Anstieg des Anteils verschobener Konzern-Gewinne eingebremst, aber konnten noch keinen Rückgang erreichen. Erst vor drei Jahren einigte sich die OECD in einem historischen Beschluss auf die Einführung einer globalen Mindeststeuer auf Gewinne multinationaler Konzerne in der Höhe von 15 Prozent. Damit sollte die Gewinnverschiebung zurückgedrängt werden. Der für die Mindeststeuer in Österreich nötige Nationalratsbeschluss erfolgte im Dezember 2023. Die Steuer gilt schrittweise seit 2024.
An seinem ersten Tag im Amt hat Donald Trump die Unterstützung der USA für dieses Abkommen aufgekündigt. Er möchte das Abkommen gänzlich zu Fall bringen. Trumps Aktionen werden eine Hochzeit der Steuerverweigerung einleiten. Er stellt den Tech-Konzernen einen Freibrief aus. Während in Österreich lokale Unternehmen ihren Beitrag zu Finanzierung der heimischen Infrastruktur und zum Sozialstaat leisten, können Großkonzerne ihre Gewinne in Steuersümpfe mit Niedrigsteuersätzen verschieben. So entziehen sie sich der solidarischen Finanzierung des Gemeinwesens.
Weitere Informationen zum Thema der Steuervermeidung gibt es unter anderem im Global Tax Evasion Report 2024.