Europäische Zentralbank
/ 27. Juli 2023

In der heutigen Sitzung wird die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins voraussichtlich um weitere 0,25 Prozentpunkte anheben. Die EZB hebt die Zinsen damit innerhalb von 13 Monaten so stark an, wie es seit 1945 in Österreich nicht vorgekommen ist. Schäden an der Wirtschaft werden sichtbar.

Seit Juni 2022 hob die EZB den Leitzins acht Mal auf mittlerweile 4 Prozent an, für heute wird eine weitere Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte erwartet. Vergleicht man die Zinserhöhungs-Phasen, die Österreich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt hat, handelt es sich um den größten Anstieg der Zentralbank-Leitzinsen innerhalb von 13 Monaten. Weder die Österreichische Nationalbank (1945-1999, Diskontzinssatz) noch die Europäische Zentralbank (seit 1999, Leitzinssatz) hoben die Zinsen in der Vergangenheit in so kurzer Zeit so stark an. 

Inflation sinkt – Zinsen steigen

Mit dem steigenden Leitzins möchte die EZB der Inflation entgegen. Seit Februar 2023 ist die Inflation in Österreich rückläufig und beträgt im Juni 7,8 Prozent. In der Eurozone ist die Teuerung seit dem Höchststand im Oktober 2022 rückläufig und kommt im Juni auf 6,4 Prozent. Der Leitzins steigt aber seit Juni 2022 beständig und beträgt im Juni 2023 4 Prozent. Mit dem Fallen der Energiepreise geht die Inflation aktuell ebenso rasch zurück, wie sie gekommen ist. Die wirtschaftliche Entwicklung steht aktuell nur auf wackeligen Beinen. Die Gefahr besteht, dass die Europäische Zentralbank mit ihren raschen Zinserhöhungen eine Rezession auslöst.

Einbruch der Neukreditvergabe drosselt die Wirtschaftsleistung

Durch die Geldpolitik der EZB zeichnen sich die ersten negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft ab. Aufgrund steigender Zinssätze vergeben Banken um zwei Drittel weniger neue Wohnbaukredite an Haushalte. Auch das Neugeschäft für Konsumkredite der Haushalte ging um 14 Prozent zurück, während die Kredite an Unternehmen im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres um knapp ein Drittel einbrachen.

Durch die Zinserhöhungen nimmt die österreichische Bauwirtschaft bereits Schaden. In der Industrie zeichnet sich ebenfalls ein deutlicher Abschwung ab. Die EZB sollte jetzt auf die Bremse steigen und keine weiteren Zinserhöhungen vornehmen. Sonst fügt sie der europäischen und österreichischen Wirtschaft tiefergehende Schäden zu. Auch am Arbeitsmarkt zeigt sich der laufende Konjunkturabschwung. Im Vergleich zum Vorjahresmonat haben Unternehmen 16 Prozent weniger offene Stellen ausgeschrieben, und es gibt um 3,1 Prozent Arbeitslose mehr.

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