Die österreichische Industrie entwickelte sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten außerordentlich gut. Seit 2000 verzeichnete die heimische Industrieproduktion ein Wachstum von knapp 80 Prozent. Damit belegt Österreich unter den westeuropäischen EU-Ländern den zweiten Platz. Der Anstieg der Lohnstückkosten in der österreichischen Industrie liegt mit 10,9 Prozent hingegen weit unter dem europäischen Durchschnitt. Das zeigt eine neue Analyse des Momentum Instituts.
Die Produktion der heimischen Industrie (Warenherstellung) stieg zwischen dem ersten Quartal 2000 und dem zweiten Quartal 2023 um 79,8 Prozent. Lediglich in Belgien wuchs die Industrieproduktion mit 90,7 Prozent stärker. In anderen Ländern wie Deutschland (+ 24,8 Prozent), Schweden (+ 23,5 Prozent) oder Finnland (+ 26,5 Prozent) fiel der Anstieg deutlich geringer aus. In Frankreich (- 7,7 Prozent), Griechenland (-11,7 Prozent) und Spanien (- 15 Prozent) nahm die Produktion hingegen ab. Den stärksten Rückgang verzeichneten Italien und Portugal mit minus 18,5 Prozent bzw. minus 19,6 Prozent.
Berücksichtigt man nicht nur die Warenherstellung, sondern die gesamte Industrie inklusive der kleineren Bereiche Energie, Bergbau und Wasserwirtschaft, hat Österreich sogar den größten Anstieg bei der Industrieproduktion.
Unter dem europäischen Durchschnitt liegt hingegen der Anstieg der Lohnstückkosten in der österreichischen Industrie. Sie messen die Lohnkosten pro produziertem Stück. Die Lohnstückkosten legten zwischen 2000 und 2022 um 10,5 Prozent zu. Damit liegt Österreich weit unter dem Durchschnitt der EU-Länder von 30 Prozent zurück. Finnland (+ 7,8 Prozent), Deutschland (6,2 Prozent) und die Niederlande (5,4 Prozent) verzeichneten einen geringeren Anstieg der Lohnstückkosten als Österreich. Alle westeuropäischen Länder mit niedrigeren Lohnstückkosten-Wachstum hatten einen geringeren Anstieg der Produktion als Österreich.
Dazu kommt, dass obwohl der Produktivitätszuwachs innerhalb der Branche deutlich höher liegt, sich die Forderungen der Industrie-Gewerkschaften traditionell am niedrigeren gesamtwirtschaftlichen Zuwachs der Arbeitsproduktivität orientieren. Damit gibt die österreichische Lohnpolitik der heimischen Industrie international einen Startvorteil. Selbst falls die heimischen Löhne ein oder zwei Jahren stärker steigen als in der EU, besteht keine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie.