Energiepreise in Österreich größter Inflationstreiber
/ 31. Juli 2023

Vier Niedriginflationsländer in der Europäischen Union (Belgien, Dänemark, Luxemburg und Spanien) haben wieder eine Inflationsrate unter 2,5 Prozent erreicht. Österreich kämpft weiter mit 7,8 Prozent. Das Momentum Institut hat die Gründe für den Unterschied analysiert. In den europäischen „Musterschülern“ fallen die Energiepreise bereits wieder. In Österreich steigen sie im Jahresvergleich noch immer.

Im Juni 2023 betrug die Inflationsrate in Spanien und Belgien je 1,6 Prozent. In Luxemburg fiel die Teuerung mit 1 Prozent besonders gering aus. Auch Dänemark wies mit 2,4 Prozent eine niedrige Teuerungsrate auf. Damit liegen die Inflations-Musterschüler der EU deutlich unter der Inflationsrate der Eurozone mit 5,5 Prozent und jener der Europäischen Union mit 6,4 Prozent. Österreich liegt mit 7,8 Prozent deutlich darüber.

 

Woher die Differenz zu Österreich kommt

Die Differenz der Teuerungsraten im Vergleich zu Österreich liegt für die vier europäischen Musterschüler der Inflation – Luxemburg, Spanien, Dänemark und Belgien – zwischen -5,4 und -6,8 Prozentpunkten. Den größten Anteil am Inflationsunterschied haben die Energiepreise. In Belgien trägt der Bereich Energie um 6,3 Prozentpunkte weniger zur Inflation bei als es die Energiepreise in Österreich tun. In Spanien sind es um 3,5 Prozentpunkte weniger, in Dänemark 3,1 Prozentpunkte und in Luxemburg 1,8 Prozentpunkte. Im Vergleich zwischen Österreich und Belgien kann die gesamte Inflationsdifferenz auf niedrigere Energiepreise zurückgeführt werden. Für die niedrigere Inflationsrate in Spanien und Dänemark – im Vergleich zu Österreich – ist Energie zu mehr als der Hälfte verantwortlich. Spaniens Inflationsvorsprung auf Österreich beträgt -6,2 Prozent, wovon -3,5 Prozentpunkte auf den Unterschied in den Energiepreisen zurückgehen. Die dänische Inflationsrate ist um 5,4 Prozent niedriger als die österreichische, wovon 3,1 Prozentpunkte durch den Energiebereich zustande kommt.

 

Lediglich in Luxemburg sind die Energiepreise nur einer von mehreren Gründen für die niedrigere Inflation im Vergleich zu Österreich. Dort ist der Verkehr der größte Inflationsdämpfer. Die in Österreich teurer gewordene Gastronomie und Hotellerie sorgt für jeweils rund einen Prozentpunkt höhere Inflation – im Vergleich zu allen vier Ländern. Ein weiterer Prozentpunkt – mit Ausnahme von Belgien – geht auf alle anderen Bereiche zurück. Lebensmittel hingegen wurden in Belgien und Spanien sogar teurer als in Österreich und reduzierten den Inflationsabstand sogar um 0,8 bzw. 0,7 Prozentpunkte. Die teureren Mieten und damit gestiegenen Wohnkosten erhöhten in Österreich zudem die Inflation stärker als in den vier EU-Musterschülern mit bis zu 0,6 Prozentpunkten. Zur niedrigeren Wohninflation trugen auch die spanische, dänische und luxemburgische Mietpreisbremse bei. In den analysierten Ländern sind die Energiepreise bereits zurückgegangen und dämpfen somit die jeweilige Inflationsrate sogar.

Energiepreise machen den Unterschied

In Österreich stiegen die Energiepreise im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2022 noch weiter an. Sie trugen damit 1,6 Prozentpunkte zur Inflation bei. In der Eurozone ist die Energie-Inflation bereits verschwunden (+0,2 Prozentpunkte Beitrag zur Inflation der Eurozone), sie wirkt lediglich indirekt als Kostenfaktor in den anderen Bereichen hinein. Alle vier Musterschüler haben bereits sinkende Energiepreise. In Belgien ist der Beitrag der Energie zur Inflation mit -4,7 Prozentpunkten besonders ausgeprägt. Auch in Dänemark (-1,5 Prozentpunkte), Spanien (-1,9 Prozentpunkte) und Luxemburg (-0,2 Prozentpunkte) war der Beitrag zur Teuerung im Vergleich zum Vorjahr negativ, senkte also die allgemeine Inflationsrate der jeweiligen Länder. Die Klassenbesten in der EU haben das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank nahe zwei Prozent wieder erreicht. Sie haben die gesunkenen Preise für Energie rasch an die Konsument:innen weitergereicht. Dort herrscht bereits Energie-Deflation, die Preise sinken. Österreich hat noch immer teurere Energiepreise als im letzten Jahr.

 

In Österreich sind die Preise für Elektrizität, Gas und andere Brennstoffe – wie Heizöl, Pellets oder Brennholz – im Juni 2023 um knapp 30 Prozent teurer als noch im Vorjahr. In Belgien sind die Preise dafür um rund 44 Prozent billiger. In Spanien sind die Preise um ein Drittel gesunken, in Dänemark um knapp ein Viertel. Besonders groß ist der Unterschied bei Gas, Strom, und Fernwärme. Das Momentum Institut empfiehlt eine raschere Weitergabe der gesunkenen Kosten an die Konsumentinnen und Konsumenten.

Ein Grund für die hohen heimischen Energiepreise sind auch die hohen Gewinne der Energiefirmen in Österreich, die zur profitgetriebenen Teuerung beitragen. Auffällig ist, dass unter den vier Ländern mit der niedrigsten profitgetriebenen Teuerung drei der Inflations-Musterschüler sind. Luxemburg, Belgien und Dänemark kennen kaum profitgetriebene Teuerung. Spanien liegt bei der profitgetriebenen Teuerung knapp unter Österreich, hat dafür aber auf mehr Preisbremsen gesetzt, um die Teuerung bei den Konsumentenpreisen zu dämpfen. Österreich hat bis auf die Strompreisbremse auf große Preisbremsen verzichtet.

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