Metaller Herbstlohnrunde Produktivität
/ 20. November 2023

Am Montag geht es in die siebte Verhandlungsrunde der Metaller. Langfristig haben die Arbeitnehmer:innen in der Industrie den Verteilungsspielraum in der Branche nicht ausgenutzt. Seit 1995 ist die Produktivität pro Stunde in der Industrie um 105,1 Prozent gestiegen. Die Löhne sind im selben Zeitraum um 16,9 Prozent erhöht worden. Das stärkte die Position der Industrie im internationalen Wettbewerb.

Reallöhne wachsen schwächer als die Produktivität. Industrieproduktivität hat sich seit 1995 verdoppelt.

Die heimische Lohnpolitik auf den internationalen Wettbewerb zugeschnitten

Die Metall-Branche geht traditionell als erstes in die Herbstlohnrunde. Der Abschluss gilt als wegweisend für alle anderen Branchen. Die Industriegewerkschaften verlangen als Lohnforderung die Inflation plus den mittelfristigen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktivität. Sie verlangen aber nicht einen Anteil am höheren Produktivitätsfortschritt in der Industrie, sondern nur den der Gesamtwirtschaft. Während die gesamtwirtschaftliche Produktivität pro Stunde seit 1995 um 33,8 Prozent gestiegen ist, ist der Anstieg in der Industrie mit 105,1 Prozent mehr als drei Mal so hoch. Das hat der Industrie im internationalen Wettbewerb in den letzten Jahrzehnten einen Wettbewerbsvorteil beschert. Nun den Arbeitnehmer:innen einen Teuerungsausgleich zu verwehren, indem man auf die sogenannte Benya-Formel verzichtet, könnte den Industrie-Unternehmer:innen langfristig teuer kommen. Dann könnte die Gewerkschaft künftig den Anstieg der Industrieproduktivität in ihre Lohnforderung einbauen. Die ist in normalen Zeiten deutlich höher.

Seit 1995 haben die realen (preisbereinigten) Löhne der Beschäftigten nicht mitgehalten mit dem Produktivitätsfortschritt - weder in der Industrie noch in der Gesamtwirtschaft. Den Verteilungsspielraum konnten die Gewerkschaften in der Metallindustrie über Jahrzehnte nicht ausnutzen – auch weil die Arbeitslosigkeit hoch war. Nun ist auch die Zahl der offenen Stellen deutlich gestiegen, der Arbeitsmarkt enger geworden. Die Vorstellung, es gäbe nichts zu verteilen, ist seltsam. Es gibt zu verteilen, worauf die Arbeitnehmer:innen in den letzten Jahrzehnten verzichten mussten. Grundsätzlich gibt es also mehr als genug Spielraum für zumindest einen Teuerungsausgleich in der Industrie.

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