Krieg, Unsicherheit, Spekulation und höhere Gewinnaufschläge lassen bei den heimischen Energiekonzernen die Gewinne sprudeln. Beim Verbund liegt der Übergewinn im ersten Halbjahr bei 634 Millionen Euro. Bei der OMV liegt dieser zusätzliche Gewinn im Vergleich zu den ersten Jahreshälften der Vorjahre bei 2,1 Milliarden Euro. Für das gesamte Jahr werden für die beiden Konzerne zusammen bis zu 5,4 Milliarden Euro Übergewinn erwartet.
Im ersten Halbjahr 2022 fuhren der Verbund, Österreichs größter Stromerzeuger, mit 933 Millionen Euro und der Mineralölkonzern OMV mit 3,4 Milliarden Euro überdurchschnittlich hohe Gewinne ein. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 konnte der Verbund seine Gewinne um 150 Prozent steigern, die OMV konnte ihren Halbjahresgewinn verdoppeln. Allein im zweiten Quartal 2022 konnte die OMV ihr Ergebnis im Vergleich zum Vorjahresquartal mehr als verdreifachen. Das zeigt eine Berechnung des Momentum Instituts auf Basis der heute veröffentlichten Halbjahres-Ergebnisse.
Die Inflation ist zwar großteils importiert, gewisse Energie-Preisanstiege sind jedoch hausgemacht. Stromerzeuger etwa profitieren enorm von der Preissetzung am Strommarkt: Durch das Merit-Order-Prinzip treibt der Gaspreis auch den Strompreis nach oben – auch beim Verbund, obwohl er fast seinen gesamten Strom zu geringen Kosten erneuerbar produziert. Dadurch kommt es zu enormen Übergewinnen, während die Konsument:innen unter den explodierenden Stromrechnungen leiden. Definiert wird als Übergewinn der zusätzliche Gewinn im Vergleich zu den Quartalen bzw. Jahren vor Beginn der steigenden Energiepreise Mitte 2021. Auch Mineralölkonzerne gehören zu den Profiteuren der kriegsbedingten Preiserhöhungen. Nicht nur in der Erdölförderung fahren sie Übergewinne durch den höheren Ölpreis ein. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine haben sie zudem die Gewinnspannen ihrer Raffinerien (Bruttomargen) deutlich erhöht, wie Berechnungen des Momentum Instituts sowie der Bundeswettbewerbsbehörde bestätigen. Durch überdurchschnittlich hohe Gewinnaufschläge auf den Rohölpreis klingeln dort die Kassen. Während die meisten Menschen immer ärmer werden, schneiden sich die Mineralölfirmen ein größeres Stück vom Kuchen ab.
Vergleicht man das Verbund-Ergebnis des ersten Halbjahres 2022 mit dem Vierjahres-Schnitt vor den außergewöhnlichen Preisanstiegen, ergibt sich ein Übergewinn von 634 Millionen. Bei der OMV sind es 2,1 Milliarden Euro. Hochgerechnet auf das restliche Jahr 2022 könnten sich damit Übergewinne von bis zu insgesamt 5,4 Milliarden Euro ergeben.
In Anbetracht der hohen Gewinnerwartungen plant Verbund eine Sonderdividende von zusätzlichen 400 Millionen Euro. Sinnvoller wäre es jedoch, die Übergewinne mit einer Übergewinnsteuer abzuschöpfen. So kämen die Übergewinne der Allgemeinheit zugute und würden nicht zum Teil an ausländische Aktionäre fließen. Bei der OMV fließt selbst nach Abzug der Kapitalertragsteuer die Hälfte jeder Dividendenzahlung an in- und ausländische Anleger, aber nicht an die Republik.
Aufgrund der exorbitant steigenden Stromkosten hat die Bundesregierung eine Strompreisbremse für Haushalte ab Herbst angekündigt. Ein solcher Preisdeckel ist gut geeignet, um die Bevölkerung bei der Stromrechnung zu entlasten. Er wird dem Staat allerdings teuer kommen – je nach Ausgestaltung kann man mit 1,5 bis drei Milliarden pro Jahr rechnen. Trägt die gesamten Kosten der Staat, wird das staatliche Budget stark belastet, während die Energiekonzerne ihre Übergewinne behalten. Wesentlich wäre also, zumindest einen Teil der Kosten für die Strompreisbremse mit einer Übergewinnsteuer zu finanzieren.