Hausarbeit
/ 27. Februar 2024

Am 29. Februar wird der Equal Care Day begangen, dieser Tag soll an all die unbezahlte Arbeit erinnern, die tagtäglich verrichtet wird. Leider ist unbezahlte (Sorge)Arbeit großteils weiblich und unsichtbar. Genau wie der 29. Februar, wird diese wichtige Arbeit gern einmal übergangen, weshalb am 29. Februar (in Schaltjahren, sonst 1. März) der Equal Care Day stattfindet.

Unbezahlte Haus-, Familien- und Sorgearbeit wird überall auf der Welt zu einem Großteil von Frauen übernommen. Mütter, Töchter, Omas, Tanten und Enkelinnen pflegen, kümmern, betreuen und halten den Haushalt zusammen. Was wie eine Erzählung aus einer anderen Zeit klingt, ist leider auch 2024 noch Realität. Frauen übernehmen nach wie vor den Löwenanteil der unbezahlten Arbeit. In Österreich beträgt der Gender Overall Care Gap 71 Prozent.

Zur Berechnung des “Gender Overall Care Gaps” wird die durchschnittliche tägliche Dauer von unbezahlten Care-Tätigkeiten an der Gesamtbevölkerung gemessen – darin sind alle Menschen in Österreich ab 10 Jahren inkludiert, egal ob sie Sorgearbeit leisten oder nicht. Hier klafft der geschlechtsspezifische Unterschied bei der Sorgearbeit bei 71 Prozent. Frauen leisten im Schnitt 3 Stunden und 48 Minuten Sorgearbeit, während es bei den Männern nur 2 Stunden 14 Minuten sind.

Der genauere Gender Care Gap

Um die Analyse noch ein Stück weit zu verfeinern, können für die Berechnung nur Frauen und Männer herangezogen werden, die auch angeben, tatsächlich unbezahlte Sorgearbeit zu verrichten. Und selbst bei ihnen sehen wir immer noch einen eine Lücke von 43 Prozent. Während Frauen 4 Stunden 15 Minuten täglich Sorgearbeit leisten, machen Männer jeden Tag um 1 Stunde und 16 Minuten weniger Kinderbetreuung, Haushalt oder Pflege von Angehörigen.

Betrachtet wird hier die durchschnittliche tägliche Dauer bzw. Ausübung von unbezahlten Care-Tätigkeiten gemessen an der Gesamtbevölkerung. Deshalb werden hier auch all jene miteinbezogen, die gar keine Care-Arbeit leisten. Da das viel häufiger Männer sind, die angeben, gar keine Sorgearbeit geleistet zu haben, fällt der Gender Overall Care Gap deutlich größer aus, als wenn man nur die Ausübenden betrachtet.

Wenn nur die Ausübenden betrachtet werden – also all jene Personen, die angegeben haben, dass sie unbezahlte Care-Tätigkeiten übernehmen, beträgt der Gender Care Gap 43 Prozent. Im Schnitt verbringen ausübende Männer etwa 2 Stunden 59 Minuten mit unbezahlten Tätigkeiten, ausübende Frauen sogar 4 Stunden 15 Minuten.

Damit fällt der eigentliche Equal Care Day nicht auf den 29. Februar, sondern auf den 3. Juni 2024. Das bedeutet: Von Jahresbeginn bis zum 3. Juni vergehen 155 Tage, an denen Männer keinen Finger im Haushalt gerührt, die Windeln ihrer Kinder nicht gewechselt oder gekocht, gebügelt oder aufgeräumt haben – rein rechnerisch natürlich.

Statistisch ‘versteckte’ Sorgearbeit

Die hier dargestellten Ergebnisse weichen von jenen der Zeitverwendungserhebungs-Publikation der Statistik Austria ab: Denn unbezahlte Sorgearbeit, die eine Person in anderen Haushalten verrichtet – etwa, wenn sich die Oma ums Enkerl kümmert – wird in der Erhebung als “Freiwilligentätigkeit” eingestuft und nicht zur Kategorie „Unbezahlte Haus- und Sorgearbeit“ gezählt.

Hilfeleistungen für eine erwachsene Person eines anderen Haushalts (z.B. Eltern pflegen), Kinderbetreuung als Unterstützung für einen anderen Haushalt (z.B. Großeltern, die die Enkelkinder betreuen), informelle Hilfe für einen anderen Haushalt (z.B. Einkaufen für kranke Nachbarin) und sogar die Betreuungsarbeit vom eigenen Kind in einem anderen Haushalt, wenn die Eltern geschieden sind, werden damit einfach „übergangen“ – ähnlich dem 29. Februar (Momentum Institut 2023). Die unbezahlte Arbeit wird dadurch also unterschätzt und in Wahrheit verbringen Frauen täglich noch mehr Zeit mit unbezahlter Care-Arbeit.

Selbst wenn Männer sich beteiligen bei der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit, übernehmen sie eher unterstützende Care-Arbeit als die „direkte“ Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen. Frauen sind ihnen aber in jeglicher Form von Care-Arbeit „voraus“. Mehr als die Hälfte mehr Kinderbetreuung und -versorgung übernehmen Frauen täglich; sie verbringen aber auch etwa ein Drittel mehr Zeit (über 3 Stunden) mit unterstützenden Care-Tätigkeiten, wie Einkaufen, Wäsche oder Geschirr waschen, Haustiere versorgen, Kochen, Aufräumen oder Bügeln. Selbst wenn es um Care-Tätigkeiten, die für einen anderen Haushalt ausgeführt werden – zum Beispiel die Pflege der kranken Schwiegermutter – übernehmen Frauen knapp zehn Prozent mehr.

Stadt-Land-Gefälle bei der unbezahlten Arbeit

In ländlicheren Gebieten Österreichs übernehmen Frauen sogar noch mehr unbezahlte Tätigkeiten im Vergleich zu Männern. Während (ausübende) Frauen, die in Städten leben etwa 40 Prozent mehr unbezahlte Arbeit übernehmen, klafft der Gender Care Gap in kleineren Städten und Vororten bei fast 50 Prozent. Der Gender Overall Care Gap fällt dementsprechend am Land noch größer aus, als wenn nur Ausübende betrachtet werden: Zwei Drittel mehr unbezahlte Arbeit wird von Frauen in Städten verrichtet – in ländlicheren Gebieten sind es 76 Prozent mehr.

An der ungleichen Verteilung der unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern hat sich leider seit 40 Jahren kaum etwas verändert. Seit 1981, als zum ersten Mal eine Zeitverwendungserhebung durchgeführt wurde, stehen Frauen auf einem Plateau von unbezahlter Arbeit. Damals waren es zwar noch 77 Prozent der unbezahlten Sorgearbeit, die Frauen übernommen haben – heute sind es allerdings immer noch knapp zwei Drittel. Die unbezahlte Arbeit entspricht mit 22 Prozent fast einem Viertel der österreichischen Wirtschaftsleistung.

Die Analyse zeigt uns, unbezahlte Sorgearbeit in den Bereichen der Kinderbetreuung, Haushalt und Altenpflege ist immer noch Privatsache der Frauen und meist unsichtbar. Mit kurzen Öffnungszeiten, fehlenden Kinderbetreuungsplätzen insbesondere in ländlichen Gebieten und unzureichenden Pflegeangeboten und Unterstützungen, wird es noch lange dauern, bis wir den Gender Care Gap schließen.

Das Momentum Institut empfiehlt:

  • Ausbau qualitätsvoller öffentlicher sozialer Dienstleistungen ankurbeln
  • flächendeckendes, kostenloses Kinderbetreuungsangebot mit Öffnungszeiten, die mit Vollzeitarbeit vereinbar sind
  • Ausbau der qualitätsvollen Pflege, von der mobilen Unterstützung bis hin zu Pflegeeinrichtungen, damit auch die Pflege von Angehörigen nicht nur unbezahlt auf den Schultern von Frauen lastet
  • verpflichtende Väterkarenz
  • Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich kann helfen, unbezahlte Arbeit zwischen Männern und Frauen fair zu verteilen

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