Geld und Haus als Symbolbild für Erbschaftssteuer
/ 2. Juni 2022

Rund 700 Milliarden Euro werden aufsummiert in den kommenden 30 Jahre in Österreich vererbt werden. Und das vor allem nach oben, denn beim Erben gilt: Wer hat, dem wird gegeben. Mehr als jeder zweite Erbschafts-Euro landet bei den obersten 10 Prozent der Haushalte. 9 von 10 der vererbten Häuser und Wohnungen geht an Leute, die selbst schon mindestens eine Immobilie haben. Das reichste Prozent räumt richtig ab: Dort hat jeder eine 80-Prozent-Chance auf ein Erbe von mindestens 3,3 Millionen Euro. Unten schaut das anders aus: Man erbt entweder nichts (sieben von zehn Menschen gehen leer aus), oder nur sehr wenig: 70 von 100 Erbschaften liegen unter 100.000 Euro.

Eine progressive Erbschaftssteuer würde also nur einen Bruchteil der Bevölkerung betreffen. Selbstverständlich gehört die Höhe des Erbes berücksichtigt, wie wir das bei der Einkommenssteuer ja auch tun: Wer mehr verdient, trägt mehr bei. Wer eine hohe Summe erbt, kann mehr beitragen. Wer wenig erbt, würde wenig oder überhaupt gar nichts zahlen. Steuern auf kleine Erbschaften können die Vermögensungleichheit sogar noch verstärken. Steuern auf hohe Erben können sie reduzieren. Denn die meisten Erben brauchen ihre Erbschaften innerhalb von zehn Jahren auf. Reiche Erben hingegen nicht: Sie haben so viel, dass sie es sich leisten können, das Geld “für sich arbeiten” zu lassen. Nur sie vererben ihr Vermögen auch weiter.

Vermögen sammelt sich so über Generationen in extrem wenigen Händen. Wer Erbschaften nicht besteuert, begünstigt extreme Vermögensungleichheit. Das haben die meisten Industrienationen erkannt: Rund zwei Drittel der OECD-Länder besteuern Erbschaften ganz selbstverständlich. Österreich hat hier dringenden Nachholbedarf: Das oberste Prozent konzentriert bereits das halbe Vermögen im Land in seinen Händen.

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.

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