Österreich ist weiterhin von starken Preissteigerungen im Energiebereich betroffen. Besonders beim Erdgas und der Fernwärme hat Österreich die höchste Inflationsrate im EU-Vergleich. Doch obwohl die heimischen Energieunternehmen hohe Übergewinne verzeichnen können, geben sie diese nicht in Form von Preissenkungen an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter und tragen somit zur weiter hohen Inflationsrate bei.
In vielen Ländern mit niedriger Inflation als Österreich, senken fallende Energiepreise die Teuerung. Nicht so in Österreich. Der Grund dafür: Österreich ist einsamer Spitzenreiter mit der EU-weit höchsten Teuerung bei Erdgas und Fernwärme. Um die Inflation stärker zu drücken, empfiehlt das Momentum Institut einen Preisdeckel für Fernwärme und Gas.
Fallende Energiepreise an internationalen Börsen und im Großhandel drücken bereits die Produktions- und Einkaufspreise der Energieunternehmen. In der EU kommen die fallenden Preise bei den Konsument:innen bereits an. Um -1,3 Prozent gingen die Energiepreise in der EU im Vergleich zum Juli des Vorjahres insgesamt zurück. In Österreich hingegen stiegen die Preise für Haushaltsenergie im Juli 2023 um 18,3 Prozent.
Das Momentum Institut hat die Inflationsraten für Haushaltsenergie auf Basis von Daten der Europäischen Kommission (Eurostat) im Detail analysiert. Bei Erdgas und Wärmeenergie ist Österreich mit großen Abstand EU-weiter Spitzenreiter mit der höchsten Teuerung im Jahresvergleich. Dabei werden die Inflationsraten von Juli 2023 im Vergleich mit dem Vorjahresmonat Juli 2022 verglichen.
Bei den Preisen für Gas mussten die Konsument:innen in Österreich EU-weit den höchsten Preisanstieg im vergangenen Jahr verkraften. Während in der EU die Preise für Erdgas im Schnitt um -2,1 Prozentpunkte gesunken sind, stiegen sie in Österreich um über drei Viertel, 77,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Das entspricht einem Unterschied von 79,3 Prozent. In zehn Ländern der EU fallen die Preise für den Gaskonsum der Haushalte bereits wieder deutlich. Unter den erfolgreichsten Ländern bei der Inflationsbekämpfung befinden sich Spanien, Belgien, Griechenland und Dänemark. Diese Staaten schaffen es, dass die Gaspreise für Haushalte deutlich sinken. In Österreich sinken die Gaspreise weiterhin nicht, obwohl die Energiefirmen in Österreich hohe Übergewinne schreiben.
Auch bei Fernwärme haben Österreichs Energieversorger die Preise innerhalb der Europäischen Union am deutlichsten erhöht. In der Europäischen Union sind die Preise für Fernwärme im Vergleich zum Vorjahr um 17,5 Prozent gestiegen, während die Preise in Österreich um 60,3 Prozent teurer geworden sind. Das entspricht einem Abstand von 42,8 Prozent. Vier Länder haben Preissteigerungen von 30-40 Prozent erlebt, für alle anderen lagen sie im Vergleich zum Vorjahresmonat unter 20 Prozent.
Bei den anderen Kategorien der Haushaltsenergie lag der Preisanstieg unter dem nach Landesgröße gewichteten Durchschnitt der Europäischen Union. Bei flüssigen Brennstoffen, wie beispielsweise Heizöl, liegt Österreich mit -30 Prozent unter dem EU-Schnitt von -24,6 Prozent. Bei festen Brennstoffen, unter anderem Pellets und Brennholz, lag der Preisanstieg im letzten Jahr in Österreich mit +4,7 Prozent unter dem EU-Schnitt von +18,7 Prozent. Bei Strom sanken die Preise in Österreich um -7,6 Prozent stärker als in der EU mit -2,6 Prozent.
Für den kommenden Winter empfiehlt das Momentum Institut einen Preisdeckel für Gas- und Fernwärme, um die Preise im Energiebereich stärker zu deckeln. Die heimischen Energieunternehmen haben noch Spielraum für Preissenkungen für ihre Kund:innen. Die Gewinne der heimischen Energieunternehmen zeigen, dass im Vergleich zum Vier-Jahres-Schnitt (2018-2021) haben Energieunternehmen in Österreich 2022 hohe Übergewinne eingefahren. Insgesamt haben die OMV mit plus 3 Mrd. €, der Verbund mit einem Plus von 1,2 Mrd. € und die neun Landesversorger mit insgesamt plus 468 Mio.€ zusammen rund 4,7 Milliarden Euro Übergewinne eingenommen. Die Gewinne aus der Produktion und aus dem Handel mit Energie werden von Österreichs Energieunternehmen nicht an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben. Auch deshalb fällt die Teuerung in Österreich höher aus als notwendig.