Das Bild zeigt einen Handwerker, der ein Loch in eine Wand bohrt.
/ 20. Oktober 2023

Im Rahmen der Wärmewende müssen Heizungen getauscht und Gebäude thermisch saniert werden. Fast die Hälfte der fossilen Gas-, Öl- und Kohleheizungen befinden sich allerdings in Mietwohnungen. Für viele Mieter:innen führte dieser Umstand in den letzten Monaten zu hohen finanziellen Belastungen. Damit der Heizungstausch in Mietwohnungen schneller vorangeht, braucht es zusätzliche Vorschriften und Anreize für Vermieter:innen. Das Momentum Institut empfiehlt in seinem Policy Brief außerdem Begleitmaßnahmen, damit die Kosten für die Sanierung nicht zur zusätzlichen Belastung von Mieter:innen führt. 

Rund 17,5 Prozent der österreichischen Treibhausgasemissionen, die nicht vom Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) abgedeckt werden, entstehen im Gebäudesektor. Der Großteil davon (rund 82 Prozent) stammt wiederum von den privaten Haushalten. Zur Eindämmung der Klimakrise ist daher eine Dekarbonisierung des Gebäudebereichs notwendig. Im Zuge der Wärmewende müssen in Österreich über 1,6 Mio. Heizungen getauscht, Wohnungen und Häuser thermisch gedämmt werden.

Mieter:innen-Vermieter:innen Dilemma


Rund die Hälfte der fossilen Heizungen (45,1 Prozent) befindet sich in Mietwohnungen, wo es zu einem Mieter:innen-Vermieter:innen-Dilemma kommt: Während Mieter:innen für hohe Energiekosten aufkommen müssen, obliegen thermische Sanierung und Heizungstausch den Vermieter:innen. Mieter:innen haben darauf keinen direkten Einfluss. Diese unfreiwillige fossile Abhängigkeit geht mit einem großen Preisrisiko und hohen Lebenshaltungskosten für Mieter:innen einher. 

Das Vermieter:innen-Mieter:innen-Dilemma ist bei den Gasheizungen am größten: Denn in über einem Viertel der Haushalte (27 %) wird mit Gas geheizt, wobei mehr als die Hälfte dieser Haushalte zur Miete wohnen. 

Fossile Abhängigkeit führt zu sozialen Problemen


Im Jahr 2020, also schon vor den aktuellen Energiepreissteigerungen, konnten sich rund 80.000 Haushalte in Österreich keine warme Wohnung leisten. Doch auch Heizungstausch und thermische Sanierung können zu sozialen Problemen führen, wenn die Kosten dafür an die Mieter:innen überwälzt werden. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Mieter:innen nach der Sanierung teilweise insgesamt höhere Miet- und Energiekosten haben als vor der Sanierung. Das kann dazu führen, dass ärmere Haushalte aus thermisch sanierten Wohnungen verdrängt werden. 

 

Handlungsempfehlungen

Um die Wärmewende auch in Mietwohnungen stärker voranzutreiben, sollte neben ambitionierteren gesetzlichen Verpflichtungen zum Heizungstausch ein Maßnahmenmix umgesetzt werden. Damit sollen Vermieter:innen stärker zum Heizungstausch bewegt werden, während Mieter:innen vor überbordenden Kosten geschützt werden:

  • Mietabschläge bei Richtwert- und Kategoriewohnungen mit fossilen Heizsystemen
  • Kostenteilung bei Energieabgaben und (CO2-)Steuern
  • Förderungen an Mietobergrenzen knüpfen
  • Transformationsagentur als zentraler One-Stop-Shop für Mieter:innen, Vermieter:innen und Bauunternehmen mit der Mission einer möglichst schnellen und nachhaltigen Wärmewende
  • Bessere Durchsetzung von Mietobergrenzen, starke Einschränkung von Befristungen bei Mietverträgen, besserer Konsument:innen-Schutz bei Contractor-Modellen
  • Recht auf thermische Sanierung im Mietrecht verankern

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