Bauarbeiter auf einer Leiter stehend vor blauem Himmel.

In der Baubranche ist Leiharbeit verbreitet, aber auch die Post greift darauf zurück. Foto: sol für Unsplash

/ 20. Mai 2020

Die Zahl der Leiharbeitskräfte (77% davon sind ArbeiterInnen) hat sich in den letzten 20 Jahren beinahe versechsfacht. Was für Firmen eine Pufferfunktion erfüllt, ist für die Betroffenen oft mit prekären Arbeitsbedingungen verbunden.

Trotz EU-weit überdurchschnittlichen Arbeitsstandards in Österreich beklagt ein Drittel der Leiharbeitskräfte ein niedrigeres Lohnniveau als die Stammbelegschaft und nur jede/r Fünfte der über 50-Jährigen wird übernommen. Dabei würden 69% ein normales Beschäftigungsverhältnis bevorzugen.

Eines der größten Probleme bei Leiharbeit ist die kurze Beschäftigungsdauer. Die Hälfte aller Leiharbeitskräfte ist weniger als 2 Monate durchgehend bei einer Leiharbeitsfirma beschäftigt, was für die Einzelnen eine enorme Unsicherheit bedeutet.

Besonders bedenklich ist auch, dass viele Leiharbeitsfirmen im Falle eines Krankenstands Leiharbeitskräfte zu einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses drängen, um sich die Entgeltfortzahlungen zu sparen. Jede zehnte Leiharbeitskraft ist davon betroffen.

Innerhalb der Eurozone liegt Österreich auf Grund der Zunahme von Leiharbeit mittlerweile im obersten Drittel was den Anteil der als Leiharbeitskraft Beschäftigten betrifft. 1,8% aller unselbständigen Beschäftigen befinden sich hier in einem Leiharbeitsverhältnis.

Leiharbeit ist eindeutig männlich dominiert: Drei Viertel aller Leiharbeitskräfte sind Männer. Gleichzeitig verdient nur etwas mehr als ein Drittel aller Leiharbeiterinnen über EUR 2.500 brutto im Monat – bei den Leiharbeitern jedoch mehr als die Hälfte.

Der Anteil der Leiharbeitskräfte mit Migrationshintergrund hat kontinuierlich zugenommen. Während er 1997 noch 18,4% betrug, waren es 2016 mit 45% schon 2,5 mal so viel. Das zeigt, dass zunehmend Personen mit Migrationshintergrund in prekäre Jobs gedrängt werden.

Bei den Männern gibt es große Lohnunterschiede zwischen Leih- und Standardarbeitsverhältnis. Über 70% der Männer mit Standardarbeitsverhältnis verdienen mehr als EUR 2.500 brutto im Monat, bei den Leiharbeitern sind es jedoch nur knapp 58%.

Leiharbeiter finden sich verstärkt im den Sparten Industrie und Gewerbe (80%). Bei den Leiharbeiterinnen sind die Einsatzbereiche stärker gestreut – sie findet man auch verstärkt in den Sparten Handel, Tourismus und Information.

Weitere interessante Informationen zu Leiharbeit finden sich in der umfangreichen Studie im Auftrag des Sozialministeriums von Danzer, Riesenfelder & Wetzel (2018).

Neuigkeiten einmal die Woche in deiner Mailbox - der Momentum Institut Newsletter

Ich bin einverstanden, einen regelmäßigen Newsletter zu erhalten. Mehr Informationen: Datenschutz.