Innerhalb von zwei Jahren sind die Durchschnittsmieten in Österreich um bis zu 14,4 Prozent gestiegen. Die stärkste Erhöhung fand bei den privaten Mieten statt. Steigende Mieten und Betriebskosten sind im unteren Einkommensbereich bereits für ein Fünftel der gesamten Teuerung verantwortlich.
Im 1. Quartal 2023 – von Jänner bis März – wurden die Neubaumieten um 14,4 Prozent im Vergleich zum 1. Quartal 2021 erhöht, die Richtwertmieten um 9,6 Prozent. Die massiven Erhöhungen der Richtwertmieten um 8,6 Prozent waren in diesem Zeitraum jedoch noch nicht gänzlich schlagend, da sie teils erst in das 2. Quartal 2023 fielen. Für die Analyse wurde der durchschnittliche Mietpreis pro Quadratmeter ohne Betriebskosten herangezogen.
Am stärksten wurden die Mieten bei Neubauten erhöht. Waren im ersten Quartal 2021 noch im Schnitt 7,8 Euro pro Quadratmeter pro Monat fällig, mussten 2023 bereits 8,9 Euro bezahlt werden. Hochgerechnet auf eine 80-Quadratmeter-Wohnung müssen Mieter:innen im Neubau monatlich 88 Euro mehr bezahlen. Das entspricht jährlichen Mehrkosten von 1.056 Euro allein für die Miete.
Die Richtwertmieten wurden innerhalb von zwei Jahren um 60 Cent pro Quadratmeter erhöht, bei den Genossenschaften waren es lediglich 40 Cent. Bei einer 80 Quadratmeterwohnung bedeutet das für Mieter:innen einer älteren Genossenschaftswohnung rund 380 Euro an jährlichem Mehraufwand. Mieter:innen in älteren Genossenschaftswohnungen oder in Gemeindewohnungen sind besser vor Mieterhöhungen geschützt als Personen, die dem privaten Mietmarkt ausgeliefert sind. Umso wichtiger ist es, sicherzustellen, dass gemeinnützige Bauträger und Gemeinden günstiges Bauland für die Errichtung von Wohnungen erwerben können. In Anbetracht der hohen Immobilienpreise ist das für Gemeinnützige zunehmend schwerer. Die Zahl der Baubewilligungen sank 2022 um 40 Prozent.
Die Teuerung unter den einkommensärmsten Haushalten lag im Juni 2023 mit 8,5 Prozent etwas über dem Durchschnitt (8 Prozent). Die Ausgaben für die Grundbedürfnisse „Wohnen, Essen und Energie“ sind im Fünftel der Haushalte mit den niedrigsten Einkommen nach wie vor die größten Treiber der Teuerung. Im Schnitt gingen im Juni 2023 zwei Drittel der gesamten Inflation auf Ausgaben zur Deckung der Grundbedürfnisse zurück. Zwar kommt die größte Belastung dabei nach wie vor von Ausgaben für Energie und Lebensmittel mit je 23 Prozent. Bereits 19 Prozent der Inflation im ärmsten Einkommensfünftel gehen auf die Kostensteigerungen der Miete und Betriebskosten zurück. Der Anteil der Wohnkosten an der Teuerung ist damit im Vergleich zum Vorjahr am stärksten angestiegen von fünf Prozent vor einem Jahr (Juni 2022).
Angesichts der Kosten für Mieten und Betriebskosten droht das Wohnen droht zum größten Teuerungstreiber für Menschen mit wenig Einkommen zu werden. Das Momentum Institut empfiehlt daher die rückwirkende Einführung einer flächendeckenden Mietpreisbremse für sämtliche Mietsegmente, von den privaten Mieten, über Genossenschaftsmieten bis hin zu den Richtwertmieten. Die nach Vermögen ärmere Hälfte der Bevölkerung wohnt fast zur Gänze zur Miete. Eine Mietpreisbremse entlastet daher gezielt und nachhaltig von der Teuerung.