Reinigungskraft als Symbolbild für Niedriglohnbranchen, die ein Mindestlohn aufwerten würde
/ 11. November 2022

Was haben Verkäuferinnen, Köche, Kellnerinnen, Paketboten, und Reinigungspersonal gemeinsam? Ihre Jobs sind hart. Wir klatschen für sie als Systemerhalterinnen, die während Corona die Stellung hielten, während sich andere ins Home Office zurückzogen. Vor allem aber: Unternehmer zahlen ihnen ein niedriges Gehalt.  

Für viele wird es daher finanziell gerade enger: Wer wenig verdient, dem frisst die Teuerung ein gewaltiges Loch ins Geldbörsel. Das Versprechen der Gesellschaft, dass dich Arbeit vor Armut schützt, wird damit gebrochen. Eigentlich stimmte es für 300.000 Menschen schon bisher nicht. Sie sind armutsgefährdet, obwohl sie arbeiten. Jetzt, da die Preise für Lebensmittel, Energie und Wohnen durch die Decke gehen, werden es täglich mehr.  

Helfen würde ein Mindestlohn: 2.000 Euro brutto pro Monat fordern die Gewerkschaften. Für 625.000 Beschäftigte in Österreich würde das Gehalt dadurch teils deutlich steigen. Ausgerechnet dort, wo Unternehmen besonders oft nach Arbeitskräften suchen, verdienen Menschen am häufigsten weniger: Gastro, Handel, Reinigung. Berufe, in denen allen voran Frauen arbeiten. Ein Mindestlohn in dieser Höhe würde insbesondere ihre Arbeit aufwerten. Egal ob Vollzeit oder Teilzeit: Jede fünfte unselbstständig beschäftigte Frau verdient pro Stunde so wenig, dass sie selbst bei Vollzeit keine 2.000 Euro erreicht. Bei den Männern ist es jeder Neunte.

Deutschland hat kürzlich seinen gesetzlichen Mindestlohn auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Wollen Unternehmen verhindern, dass weitere mobile Arbeiter demnächst nach Deutschland abwandern, sollten sie für ihre Löhne eine Untergrenze einziehen. Hierzulande beklagen sich Unternehmen lautstark, dass sie nach Arbeitskräften suchen müssen. Allzu oft liegt es aber am niedrigen Gehalt, dass sich niemand meldet. Nicht zuletzt ist es also auch im Interesse der Unternehmer, in Niedriglohnbranchen künftig besser zu bezahlen.

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.

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