Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlichte 2021 eine Studie, die sich mit der Einführung eines sogenannten Grunderbes in Deutschland beschäftigt. Der Studie zufolge würde ein Grunderbe deutlich zur Senkung der Vermögensungleichheit beitragen. Die Idee dahinter: Jede volljährige Person erhält als Startkapital bis zu 20.000 Euro. Finanziert wird die Maßnahme im berechneten Modell über vermögensbezogene Steuern, also beispielsweise eine Erbschafts- oder Vermögenssteuer. Je nach Ausgestaltung des Modells würde die Maßnahme zu einer Senkung des vermögensbezogenen Gini-Koeffizienten um fünf bis sieben Prozent führen und somit helfen, Wohlstand etwas gerechter zu verteilen. Das Momentum Institut hat diese Simulationsberechnung auf Österreich umgelegt.
Wie auch Deutschland, liegt Österreich in Puncto Vermögensungleichheit im europäischen Spitzenfeld. Vermögen ist hierzulande also sehr stark in den Händen einiger weniger konzentriert. Konkret lag der vermögensbezogene Gini-Koeffizient (0 = alle Personen besitzen gleich viel, 1 = eine Person besitzt alles) für die ausgewählte Stichprobe bei 0,79. Für die Berechnung wurden Daten der Erhebung zu Finanzen und Konsum der privaten Haushalte (HFCS) aus dem Jahr 2019 herangezogen. Dabei handelt es sich um die umfassendste Haushaltserhebung in diesem Bereich.
Würde ein Grunderbe in der Höhe von 20.000 Euro an 88.090 Österreicher:innen im Alter von 18 Jahren auszahlt werden, beliefen sich die Kosten dafür auf 1,76 Milliarden. Der Gini-Koeffizient – und damit die Vermögensungleichheit – würde sich dadurch einmalig um 0,26 Prozent verringern. Um herauszufinden, wie sich ein Grunderbe langfristig auf die Vermögensungleichheit auswirkt, wird simuliert, dass ein Grunderbe an alle 18-47-Jährigen ausbezahlt wird. Das entspricht in etwa einem Grunderbe, das 30 Jahre lang an alle 18-Jährigen ausbezahlt wird. Kosten würde das rund 61 Milliarden Euro. Für die Vermögensungleichheit würde das eine weit deutlichere Senkung um 6,21 Prozent bedeuten. Nicht berücksichtigt wurde bei der Berechnung für Österreich eine entsprechende Gegenfinanzierung durch vermögensbezogene Steuereinnahmen. Das würde zu einer zusätzlichen Reduktion der Vermögensungleichheit führen.
Eine progressive Steuer (0,5 bis 1,5 Prozent) auf ein Nettovermögen ab einer Million Euro würde rund fünf Milliarden Euro im Jahr an Steuereinnahmen generieren. Wird auf Erbschaften über 500.000 Euro eine Steuer mit progressivem Steuersatz von 2,5 bis 30 Prozent eingeführt, würde jährlich rund eine Milliarde Euro in der Staatskasse landen. Diese Mehreinnahmen könnten aber effektiver und zielgenauer eingesetzt werden als für ein etwaiges Grunderbe. Etwa, indem sie in den Ausbau von Pflegeleistungen, ein besseres Bildungs- und Kinderbetreuungsangebot und effektive Maßnahmen zur Armutsbekämpfung investiert werden. Es sind solche Investitionen in einen starken Sozialstaat, die zum Wohlstand aller beitragen und besonders jenen zugutekommen, die einkommens- und vermögensschwächeren Verhältnissen entstammen.
Hier geht es zur Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.