Bundeskanzler Karl Nehammer möchte in Zukunft auch Großmütter in Karenz schicken – das wurde im Rahmen der Kanzlerrede und der Präsentation des „Österreichplans“ am 26. Jänner 2024 angekündigt. Die Idee bedeutet im Prinzip: „Großeltern bekommen Geld dafür, ihre Enkelkinder zu betreuen.“ Als Beispiel dafür dient Ungarn. Damit soll das Problem der mangelhaften Kinderbetreuung in Österreich laut Bundeskanzler Nehammer gelöst werden.
Doch eine Analyse eines durchschnittlichen Frauenerwerbsverlaufs zeigt, welche Verschlechterungen das für Frauen bei ihren späteren Pensionsbezügen bedeutet. Geht eine Frau in Oma-Karenz, verliert sie bis zu 260 Euro monatlich an Pensionseinkommen. Wir wissen, dass nur jede zweite Frau aus Beschäftigung in Pension geht. Ein Viertel der Frauen über 65 Jahren ist armutsgefährdet. All das wird verschärft, wenn sie nun Oma-Karenz in Anspruch nehmen.
Der durchschnittliche Erwerbsverlauf einer Frau wurde zur Simulation herangezogen: Die betrachtete Frau hat bis zur Geburt ihres ersten Kindes Vollzeit gearbeitet (von 20 – 27 Jahre), war dann zwei Jahre in Karenz und arbeitet anschließend ein Jahr in Teilzeit. Dann geht sie mit dem zweiten Kind in Karenz und arbeitet danach 13 Jahre lang Teilzeit (bis zum 45. Lebensjahr). In Variante A (ohne Oma-Karenz) arbeitet sie bis zu ihrem Pensionsantritt mit 63 Jahren noch Vollzeit. In Variante B geht sie im Alter von 57 für ein Jahr im Oma-Karenz. Nach der Oma-Karenz arbeitet sie bis zu ihrem Pensionsantritt in Teilzeit um bei der Kinderbetreuung weiterhin zu unterstützen. In Variante A (ohne Oma-Karenz) verliert sie dadurch, dass sie für ihre eigenen Kinder bereits in Karenz war, monatlich 475 Euro an Pensionsbezügen. Geht sie aber zusätzlich für die Betreuung ihres Enkelkinds ein weiteres Jahr in Karenz, verliert sie monatlich bis zu 740 Euro – ein Unterschied von etwa 260 Euro pro Monat.
Was es in der Kinderbetreuung wirklich braucht, sind ausreichend öffentliche und leistbare Plätze dafür. So schließen zurzeit 14 Prozent der österreichischen Kindergärten um 14 Uhr. Nur 63 Prozent der Kinder bekommen im Kindergarten ein warmes Mittagessen. Außerhalb Wiens ist nur jeder fünfte Kindergartenplatz mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar. Deshalb springen jetzt schon viele Großeltern ein, um die Betreuungslücken zu schließen, die aus dem fehlenden staatlichen Betreuungsangebot resultieren.
Um hier Verbesserungen zu erzielen, braucht es ausreichend Personal. Die schlechte Bezahlung bringt zu wenig Menschen in diesen wichtigen Beruf – das wiederum macht die Arbeitsbedingungen für alle schlechter, die ihn trotzdem ergreifen. Die Care-Arbeit weiterhin überwiegend als Privatsache von Frauen und Omas zu machen hat massive finanzielle Auswirkungen für Frauen und birgt die Gefahr, dass noch mehr Frauen in Altersarmut leben müssen.