Pensionsantritt: Arbeitslosigkeits-Höchststand ein Jahr vor gesetzlichem Antrittsalter


In den nächsten Tagen wird ein neues Gutachten der Alterssicherungskommission erwartet. Aus diesem Anlass haben wir analysiert, wie sich die Arbeitslosigkeit kurz vor dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter entwickelt – insbesondere seit Beginn der schrittweisen Angleichung des Frauenpensionsalters an jenes der Männer mit 1.1.2024. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Ältere Menschen haben schon jetzt die höchsten Arbeitslosenquoten aller Altersgruppen. Bei Frauen verschärft die Anhebung des Pensionsantrittsalters diese Lage massiv: Die Arbeitslosenquote von 60-jährigen Frauen hat sich seit der Anhebung knapp verdoppelt.
Die Analyse von Daten des AMS offenbart den sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit unter 60-jährigen Frauen: Noch vor der ersten Anhebung des Pensionsantrittsalters von Frauen mit 1. Januar 2024 war der Bestand arbeitsloser 60-jähriger Frauen gering. Bis Juli 2024, nachdem der erste Frauenjahrgang mit einem halben Jahr Verzögerung in Pension gehen durfte, stieg diese Zahl auf 3.814 Personen. Im Frühjahr 2025 waren es bereits 5.498 Personen. Zuletzt im Oktober 2025 waren es 5.060 arbeitslose 60-jährige Frauen.
Höchste Arbeitslosenquoten unmittelbar vor Pensionsantritt
Kurz vor dem gesetzlichen Pensionsalter erreicht die Arbeitslosigkeit ihren Höchststand aller Altersgruppen. Frauen haben aktuell mit 60 Jahren die höchste Arbeitslosenquote (10,2 Prozent), Männer mit 64 Jahren (15,5 Prozent). Wer von noch späteren Pensionsantritten spricht, ohne dieses Problem zu lösen, schickt Menschen nicht länger arbeiten, sondern etliche direkt in die Langzeitarbeitslosigkeit und setzt sie damit einem höheren Risiko für Altersarmut aus. Denn gerade ältere Arbeitssuchende laden Unternehmen nur noch selten zu Bewerbungsgesprächen ein.
Während sich die Arbeitslosenquote 2023 von 60-jährigen Frauen, vor der Anhebung, noch auf 4,7 Prozent belief, war sie 2024 mit 9,5 Prozent doppelt so hoch. Im Oktober 2025 zeigen die Daten bereits eine Quote von 10,2 Prozent.
Vom Beruf in Pension: Für viele realitätsfern
Etliche Menschen schaffen es nicht vom Job direkt in die Pension zu gehen. Gerade in körperlich oder psychisch anstrengenden Branchen gelingt das weniger als der Hälfte, wie Daten des WIFO zeigen. In der Beherbergung und Gastronomie schafft es weniger als jede:r zweite Beschäftigte direkt in Pension (49 Prozent der Männer, 46 Prozent der Frauen). Die Branchen der Arbeitskräfteüberlassung (43 Prozent der Männer, 50 Prozent der Frauen) oder der Land- und Forstwirtschaft sowie Bergbau (57 Prozent der Männer, 42 Prozent der Frauen) zeigen ein ähnliches Bild. Im Bauwesen (nicht in Grafik ersichtlich) gehen nur 45 Prozent der Männer von der Beschäftigung direkt in den Ruhestand.
Ganz anders ist das Bild in der öffentlichen Verwaltung – hier gelingt der direkte Übergang fast allen Beschäftigten (jeweils rund 87 Prozent). Das zeigt: Es ist möglich, ältere Menschen bis zur Pension im Job zu halten – die Arbeitsbedingungen müssen stimmen.
Unternehmen schaffen es schon jetzt nicht, ältere Beschäftigte nachhaltig bis zum gesetzlichen Pensionsalter zu halten. Bevor die Regierung also über weitere Anhebungen des Pensionsalters diskutiert, müssen zuerst die Voraussetzungen geschaffen werden, damit Menschen überhaupt bis zum heutigen Antrittsalter gesund und beschäftigt bleiben können. Die Politik muss Unternehmen in die Pflicht nehmen, ältere Beschäftigte länger zu halten. Die öffentliche Verwaltung zeigt vor, dass es geht. Wir brauchen bessere und altersgerechte Arbeitsbedingungen, Prävention und Qualifizierung statt Debatten um eine Anhebung des Pensionsantrittsalters.
Wir empfehlen den Arbeitsmarkt inklusiver für Ältere zu gestalten und Unternehmen dafür in die Pflicht zu nehmen, etwa durch ein Bonus-Malus-System für ältere Beschäftigte ähnlich der Ausgleichstaxe.