Angehörigenpflege ist ein Thema, das im öffentlichen Diskurs oft untergeht. Dabei betrifft es mehr Menschen als vermutet. Eine Kurzstudie des Momentum Instituts zeigt, dass 65 Prozent aller Österreicher*innen als Erwachsene eine*n Angehörige*n pflegen oder betreuen werden.
Frauen pflegen öfter und intensiver als Männer, also mehr Stunden pro Woche. Nicht erwerbstätige Personen betreuen ebenfalls häufiger Angehörige, ebenso wie Personen, die im ländlichen Raum leben. Menschen mit höherer Bildung übernehmen tendenziell öfter kleine Betreuungsarbeiten, während Personen mit geringerer Ausbildung häufiger intensiv pflegen. In einer alternden Gesellschaft gewinnt die Pflege von Angehörigen an Bedeutung.
Fast 42 Prozent der Pflegegeldbezieher*innen werden ausschließlich von Angehörigen gepflegt, bei rund 8 von 10 gepflegten Personen sind Angehörige in der Pflegearbeit involviert. Mittlerweile nehmen 5,4 Prozent der Pflegegeldbezieher*innen 24-Stunden-Betreuung in Anspruch. Hier wird klar, wie essenziell der Beitrag von Familie, Freund*innen und Bekannten bei der Pflege ist.
Die meisten Menschen werden im späteren Erwachsenenalter Angehörige pflegen, entweder für einige Jahre oder für einen kürzeren Zeitraum. Die größte Gruppe der pflegenden Angehörigen, die sporadische Betreuung oder zeitintensive Pflege leisten, befindet sich in der Altersgruppe zwischen 46 und 64 Jahren. Frauen geben laut der vorliegenden Analyse deutlich häufiger an, Angehörige zu pflegen als Männer, genauer gesagt um 50%: Im Jahr 2016 waren es von allen Frauen rund 12 Prozent und von allen Männern rund 8 Prozent, die pflegten. Frauen werden also mit größerer Wahrscheinlichkeit zu pflegenden Angehörigen als Männer. Zudem ist das Stundenausmaß, in dem Pflege für Angehörige erbracht wird, bei Frauen höher als bei Männern (27 versus 22 Wochenstunden).
In Ländern, in denen Pflegetätigkeiten auf viele Personen verteilt sind, pflegen Angehörige weniger Stunden pro Woche. Das ist ein wichtiger Faktor, wenn es um die Entlastung von Pflegenden geht, denn zusätzliche psychische Belastung geht oft mit der Betreuung von Angehörigen einher. Pflegende Angehörige sind eine politisch oft vernachlässigte Gruppe und das obwohl sie an Bedeutung gewinnt. Wie die Analyse des Momentum Instituts zeigt, werden viele von uns Familienmitglieder, Nachbar*innen und Freund*innen pflegen.
Werde ich selbst pflegen? Der Pflegerechner des Momentum Instituts hat die Antwort.
Die Kurzstudie gibt es zum Download.