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Policy Brief: Erbschaften enorm ungleich verteilt

Sophie Achleitner
07. Juli 2023
Policy Brief: Erbschaften enorm ungleich verteilt

Erbschaften sind in Österreich noch ungleicher verteilt als Vermögen. Eine Besteuerung von Erbschaften gibt es ebenso wenig wie jene auf Vermögen – die Erbschaftssteuer wurde in Österreich 2008 abgeschafft. Das hat zur Folge, dass Vermögen in Form von Erbschaften derzeit steuerfrei weitergegeben wird. Das verfestigt bestehende Vermögensungleichheiten und unterschiedliche Startchancen sind die Folge. Für eine faire Finanzierung der Krisenkosten und einem Beitrag der Vermögenden empfiehlt das Momentum Institut die Wiedereinführung einer Erbschaftssteuer in Form einer progressiven Erbschaftssteuer mit Freibetrag.

/ Erben in Österreich

Im Policy Brief zu Erbschaften in Österreich hat das Momentum Institut Daten der Household Finance and Consumption Survey (HFCS) analysiert. Diese Erhebung wird seit 2010 alle vier Jahre durchgeführt und dokumentiert die finanzielle Situation eines Haushalts oder von Personen in Österreich. Besonders die Daten zur Verteilung von Vermögen und Erbschaften liefern wertvolle Erkenntnisse, da es in Österreich kein Vermögensregister gibt – und auch keine Erbschaftsteuer.

Die Ergebnisse zeigen: Erbschaften sind in Österreich noch ungleicher verteilt als Vermögen. Und das, obwohl die Datenlage am oberen Ende der Vermögensverteilung bereits sehr schlecht ist, da die wirklich reichen Haushalte seltener an Erhebungen zu Vermögen teilnehmen.

Menschen mit hohem Nettovermögen erben häufiger: Während am unteren Ende der Vermögensverteilung durchschnittlich zwei von zehn Personen ein Erbe oder eine Schenkung erhalten, sind es am oberen Ende mehr als sieben von zehn. Erbschaften sind also bei den Reichsten konzentriert und verschärfen so die (Vermögens)Ungleichheit: Wer Vermögen besitzt, hat auch mehr Einflussnahme und Macht in der Gesellschaft.

Nicht nur die Häufigkeit, eine Erbschaft oder eine Schenkung zu erhalten unterscheidet sich deutlich entlang der Vermögensverteilung, sondern auch die Höhe der erhaltenen Erbschaften. Laut HFCS 2021 beträgt der durchschnittliche Wert von Schenkungen und Erbschaften aktuell 275.400 Euro. Die Top 10 % der vermögendsten Haushalte erben im Schnitt sogar etwa 410.000 Euro.

Außerdem gibt es auch bei Erbschaften Geschlechterungleichheiten: Frauen in Österreich erben im Schnitt rund 36 % weniger als Männer.

/ Besteuerung von Erbschaften

Erbschafts- und Schenkungssteuern besteuern den Übergang von Vermögen von einer Person zur nächsten. Insgesamt 17 EU-Staaten haben eine Erbschaftssteuer, Österreich gehört nicht (mehr) dazu. Laut Schätzungen (Altzinger & Humer, 2013) werden derzeit rund 15 Milliarden Euro jährlich vererbt. Aufgrund des hohen Vermögens der „Baby Boomer“-Generation wird sich in den nächsten 30 Jahren ein kumuliertes Erbvolumen von etwa 624 Milliarden Euro anhäufen – sollte die Erbschaftssteuer nicht wieder eingeführt werden, wird dieses Vermögen völlig steuerfrei weitergegeben.

Für eine faire Finanzierung der Krisenkosten und einem Beitrag der Vermögenden empfiehlt das Momentum Institut die Wiedereinführung einer Erbschaftssteuer in Form einer progressiven Erbschaftssteuer mit Freibetrag. Diese Ausgestaltung der Erbschaftssteuer könnte etwa 900 Millionen Euro jährlich an Steuereinnahmen bringen.

/ Policy Empfehlungen

/ Eine zeitnahe Einführung einer progressiven Erbschaftssteuer mit unterschiedlich hohen Freibeträgen je nach Verwandtschaftsgrad – diese Ausgestaltung der Erbschaftssteuer könnte ein jährliches Steueraufkommen von rund einer Milliarde Euro generieren.

/ Möglichst alle Vermögensgegenstände sollten zur Bewertung miteinbezogen werden und den Verkehrswert des Vermögensgegenstandes widerspiegeln. Eine Sonderbehandlung von bestimmten Vermögensformen (zum Beispiel Betriebsvermögen) reduziert das Aufkommen aus der Erbschaftssteuer und würde für bestimmte Vermögensformen nur jenen am oberen Ende der Vermögensverteilung zugutekommen.

/Die Datenlage zu Vermögen und Erbschaften in Österreich ist schlecht – reiche Haushalte sind in Erhebungen oft untererfasst, wodurch die Vermögenskonzentration hierzulande deutlich unterschätzt wird. Ein sogenanntes Vermögens- bzw. Erbschaftsregister, in dem die Vermögenswerte und Erbvolumina der Haushalte oder Personen in Österreich dokumentiert werden, wäre wichtig, um die Vermögens- und Erbschaftsverteilung bzw. -konzentration besser einschätzen zu können.

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