Laut Bundeskanzler Nehammer soll von seinem Österreich-Plan die „arbeitende Mitte“ profitieren. Der Plan beinhaltet neben anderen massiven Steuer- und Beitragskürzungen auch eine Kürzung der Lohn- und Einkommenssteuer. Genauer gesagt will der Kanzler die erste Steuerstufe von aktuell 20 Prozent auf 15 Prozent senken und die 5. Steuerstufe streichen.
Von der Kürzung des Eingangssteuersatzes wären alle Personen betroffen, die mehr als 12.800 Euro verdienen. Im untersten Zehntel trifft das noch nicht auf viele Menschen zu. Die durchschnittliche Person im untersten (aquivalisierten) Einkommenszehntel würde sich durch die Maßnahmen rund 35 Euro pro Jahr ersparen. Weiter oben in der Einkommensverteilung nimmt die Betroffenheit immer mehr zu. Eine Person im reichsten Einkommenszehntel erspart sich so 630 Euro im Jahr.
Als zweite Maßnahme will der Kanzler die 5.Steuerstufe streichen. Das würde bedeuten, dass Einkommen zwischen 67.000 Euro und 99.000 Euro pro Jahr nicht mehr wie aktuell mit 48 Prozent besteuert werden, sondern nur mehr mit 40 Prozent. Davon profitieren per Definition Personen mit einem Einkommen unter 67.000 Euro pro Jahr gar nicht. Nur die obersten 30 Prozent sparen Steuern. Eine Person im reichsten Einkommenszehntel spart sich durch die Maßnahme rund 1300 Euro pro Jahr. Rechnet man die Ersparnis durch die Kürzung des Eingangssteuersatzes auf 15 Prozent noch dazu, bedeutet das im reichsten (aquivalisierten) Einkommenszehntel insgesamt eine Steuerersparnis von 1.900 Euro pro Jahr. Da Personen im ärmsten (aquivalisierten) Einkommenszehntel von der Maßnahme gar nicht profitierten, bleibt ihre Gesamtersparnis bei 35 Euro pro Jahr.
Die Kürzungspläne sind aber nicht nur ein Programm für Personen mit hohem Einkommen, es ist auch ein Programm für Männer. Sie profitieren stärker von der Steuerkürzung als Frauen. Ein Mann erhält durch die Maßnahme im Schnitt 480 € pro Jahr mehr, bei einer Frau sind es lediglich 252 €. Der Grund dafür ist (leider) recht simpel. Aufgrund des hohen Gender-Pay-Gaps in Österreich ist das Gehalt von Frauen deutlich unter jenem der Männer. Eine Steuerkürzung für die Reichen begünstigt dadurch überproportional Männer.
Die Kürzung der 1. Steuerstufe kostet pro Jahr rund 1,7 Milliarden Euro. Die Streichung der 5. Stufe kostet rund 700 Millionen pro Jahr. Das bedeutet insgesamt einen Verlust von 2,4 Milliarden Euro. Wie diese Kürzungspläne finanziert werden sollen, verrät der Kanzler nicht. Ohne einer Gegenfinanzierung, etwa einer Vermögens- und Erbschaftssteuer, führen die Steuerkürzungen zu einem riesigem Budgetloch und damit in der Konsequenz zu Sozialstaatskürzungen.