Vatertag: Mütter schenken Vätern knapp 1 Million Lebenseinkommen

Diesen Sonntag (8. Juni) ist Vatertag. Nach dem Muttertag sind es nun die Väter hierzulande die beschenkt und geehrt werden. Doch während Mütter sich oft mit Blumen, Frühstück ans Bett oder „Putz-freien“ Tagen begnügen müssen, werden Väter von den Müttern deutlich reicher beschenkt: Mütter schenken Vätern rechnerisch knapp eine Million Euro ihres Lebenseinkommens, wie eine Auswertung des Mikrozensus 2023 anhand einer Modell-Rechnung zeigt.
Während Väter im Schnitt über ihr Leben hinweg insgesamt 3,48 Millionen Euro brutto an Erwerbs- und Pensionseinkommen bekommen, sind es bei Müttern lediglich 2,52 Millionen Euro. Sie erzielen mit 960.000 Euro um mehr als ein Viertel weniger (28 Prozent) als ihre Partner.
Bereits in den ersten Jahren am Arbeitsmarkt bekommt die Frau in der Paarbeziehung im Schnitt weniger gezahlt als ihr Partner – obwohl beide vollzeiterwerbstätig sind. Mit einer Lohnlücke innerhalb der Beziehung von rund 16 Prozent bzw. etwa 670 Euro brutto Unterschied pro Monat, ist die Lücke zwischen den beiden noch vergleichsweise klein. Im Schnitt bekommt eine Frau in Österreich im Alter von 31 Jahren ihr erstes Kind – auch im Rechenbeispiel bekommt das Paar mit 31 Jahren Nachwuchs. Nach 2 Jahren Karenz arbeitet die Mutter in Teilzeit, bis das Kind 14 Jahre alt ist. In dieser Zeit – und besonders wenn die Kinder noch jung sind – ist der monatliche Unterschied bei den Bruttoerwerbseinkommen in der Paarbeziehung am größten: Mit mehr als 2.800 Euro Bruttodifferenz und einem Gender Pay Gap zwischen Mutter und Vater von 58 Prozent ist die Lücke enorm, wenn das Kind jünger als 6 Jahre alt ist.
Mit 46 Jahren wechselt die Mutter wieder in eine Vollzeitbeschäftigung – die Lücke bei den Einkommen verringert sich im Vergleich zum immer noch Vollzeit erwerbstätigen Vater, sie bleibt mit etwa 1.060 Euro brutto monatlicher Differenz bzw. einer Lohnlücke zwischen Paaren von 21 Prozent in der Altersgruppe von 46 bis 55 allerdings groß. Im Schnitt ziehen Kinder in Österreich mit 24 Jahren aus dem Elternhaus aus, zu diesem Zeitpunkt sind die Beispiels-Eltern 55 Jahre alt. Ab 55 Jahren bis zum Pensionsantritt mit 65 Jahren – angenommen, das Frauenpensionsantrittsalter ist bereits bei 65 Jahren – arbeiten beide noch in Vollzeit. In dieser Zeitspanne bis zur Pension ist die Lücke ihrer Erwerbseinkommen mit 8 Prozent am geringsten. Am Ende ihres Berufslebens beträgt die Lücke beim gesamten Erwerbseinkommen zwischen den beiden Partner:innen zum Pensionsantritt satte 740.052 Euro.
Die Verluste durch jahrelange Teilzeitphasen und schlecht bewertete Karenzzeiten bekommen Frauen nicht nur am Lohnzettel zu spüren, sondern auch bei der Pension. Im dargestellten Beispiel staut sich durch die 15-jährige Teilzeitphase der Mutter (inkl. 2 Jahre Karenz) ein Verlust beim Pensionseinkommen gegenüber dem vollzeittätigen Vater von 219.409 Euro auf. Insgesamt verliert die Frau im Beispiel-Paarhaushalt also etwa 960.000 Euro an Lebenseinkommen.
Aber nicht nur die Teilzeitarbeit oder die gering bewerteten Karenz- und Kindererziehungszeiten spielen für die Lücke beim Lebenseinkommen eine Rolle. Mütter übernehmen den Löwenanteil der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit und müssen häufiger ihre Arbeitszeit reduzieren, um Betreuungspflichten zu übernehmen. Gleichzeitig ist Österreich immer noch Schlusslicht bei der Väterbeteiligung bei der Elternkarenz – lediglich 1 Prozent der Väter geht länger als 6 Monate in Karenz.
Schließlich darf die Lücke beim Lebenseinkommen für Mütter nicht ausschließlich auf die Mutterschaft geschoben werden: Denn auch bei Paaren ohne Kinder gibt es große Unterschiede bei den Erwerbs- und Pensionseinkommen. Das geringere Lohnniveau in Berufsfeldern und Branchen mit hohem Frauenanteil sowie die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen und „Abwertung“ weiblich geprägter Arbeit, sowie die strukturelle Schlechterbezahlung von Frauen am Arbeitsmarkt (Stichwort: Gender Pay Gap) spielen eine ebenso wichtige Rolle.
Um die Schlechterstellung von Müttern abzustellen, empfiehlt das Momentum Institut den flächendeckenden Ausbau der kostenlosen, ganztägigen Kinderbetreuung sowie den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Geburtstag. Weiters braucht es eine verpflichtende Väterkarenz, um die elterlichen Pflichten gerechter zwischen Mutter und Vater aufzuteilen. Um die nach wie vor große Lohnlücke, die zwischen den Geschlechtern besteht, zu verringern, empfiehlt sich die Aufwertung von Berufen und Branchen mit hohen Frauenanteil sowie eine verpflichtende Lohntransparenz – sowohl im öffentlichen Bereich als auch in privaten Unternehmen.
Hintergrund zur Analyse
In der Analyse werden die mittleren (Median) Brutto-Monatseinkommen von Männern und Frauen in (Ehe)-Paarhaushalten zwischen 20 und 65 Jahren analysiert. Im Beispiel-Erwerbsverlauf wird für Männer stets das Bruttomonatseinkommen, das durch eine Vollzeitbeschäftigung erzielt wurde zugrundegelegt – bei Frauen variiert das Erwerbsausmaß zwischen Voll- und Teilzeitbeschäftigung (exkl. geringfügig). Je nach Lebensphase wird bei Frauen in der jeweiligen Altersgruppe dementsprechend das Voll- oder Teilzeiteinkommen herangezogen (insgesamt 15 Jahre Teilzeit). In der Altersgruppe von 20-31 Jahre werden nur (Ehe)-Paarhaushalte ohne Kinder betrachtet, von 31 bis 65 leben auch Kinder in den Familien. Die Berechnung des Pensionseinkommensverlusts für Mütter wurde anhand der erzielten Erwerbseinkommen des Beispiel-Paars und den damit eingezahlten Pensionsbeiträgen (Teilgutschriften) bis zum Lebensende (Annahme: 80 Jahre) durchgeführt.