Da das Arbeitslosengeld im Gegensatz zu anderen Sozialleistungen nicht an die Inflation angepasst wird, verlieren Betroffene jeden Monat an Kaufkraft. Das durchschnittliche Arbeitslosengeld ist heute 14,8 Prozent weniger wert als noch vor einem Jahr. Acht Prozentpunkte dieses Verlustes gehen auf den Umstieg vom Arbeitslosengeld in die Notstandshilfe zurück. So können sich Erwerbsarbeitslose heute um 158 Euro weniger leisten als zu Beginn ihrer Erwerbsarbeitslosigkeit. Wer seit fünf Jahren arbeitslos gemeldet ist, leidet bereits unter einem Kaufkraftverlust von 25,8 Prozent, wie Berechnungen des Momentum Instituts zeigen.
Wer im Juni des vergangenen Jahres den Job verlor, erhielt im Mittel ein monatliches Arbeitslosengeld von 1065 Euro. Durch den Wertverlust von 14,8 Prozent haben Bezieher:innen heute im Schnitt 158 Euro weniger pro Monat zur Verfügung. Ihre Kaufkraft beträgt heute nur 907 Euro monatlich.
Das durchschnittliche bezogene Arbeitslosengeld liegt somit weit unter der Armutsgrenze von 1.392 Euro für einen Ein-Personen-Haushalt. Auch im europäischen Vergleich ist das Arbeitslosengeld in Österreich sehr gering. Da es auch nach wie vor nicht an die Inflation angepasst wird, drohen Erwerbsarbeitslose noch stärker in die Armut zu schlittern. Da die durchschnittlichen AMS-Bezüge nicht zum Leben reichen, versuchen sich manche Arbeitssuchende mit einem geringfügigen Zuverdienst von maximal 500,91 Euro im Monat selbst über die Armutsschwelle zu hieven. 91 Prozent der Bezieher:innen von Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe beziehen eine Unterstützung unter der Armutsgefährdungsschwelle für Ein-Personen-Haushalte. Im Mai 2023 waren insgesamt 320.000 Menschen erwerbsarbeitslos oder in Schulung. 110.000 davon sind langzeitbeschäftigungslos und seit mehr als einem Jahr beim AMS gemeldet.
Je länger eine Person erwerbsarbeitslos ist, desto größer ist der Wertverlust der Bezüge. Wer seit drei Jahren erwerbsarbeitslos ist hat bislang einen monatlichen Verlust der Kaufkraft von 24,1 Prozent erlitten. Bei fünf Jahren Erwerbsarbeitslosigkeit beträgt der Verlust 25,8 Prozent. Im Mai 2023 waren von den 330.000 Erwerbsarbeitslosen 216.318 kürzer als ein Jahr arbeitssuchend. 93.921 waren zwischen einem und drei Jahren auf Jobsuche. Zwischen drei bis fünf Jahren waren 7.440 Personen beim AMS gemeldet. Länger als fünf Jahre waren 2.923 Menschen erwerbsarbeitslos.
Menschen die Arbeitslosgeld oder Notstandshilfe beziehen, kämpfen bereits seit Jahren damit, dass ihre Bezüge immer weniger wert werden. In Zeiten der stärksten Teuerung seit Jahrzehnten, ist es eine Herkules-Aufgabe die gestiegenen Preise und Rechnungen damit noch zu begleichen
Österreichs Inflation liegt trotz des leichten Rückgangs im Juni deutlich über der durchschnittlichen Inflationsrate der EU. Die Österreichische Nationalbank rechnet heuer mit einer Jahresinflation von 7,4 Prozent und im Jahr 2024 mit weiteren 4,1 Prozent. Wird das Arbeitslosengeld und die Notstandshilfe nicht an die Inflation angepasst, bedeutet das noch weitere Kaufkraftverluste für Erwerbsarbeitslose.
Das Momentum Institut empfiehlt daher das Arbeitslosengeld an die Inflationsrate anzupassen sowie von aktuell 55 Prozent des letzten Nettoeinkommens auf 70 Prozent anzuheben. Die Notstandshilfe sollte in voller Höhe des Arbeitslosengeldes ausbezahlt werden.