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/ 9. März 2024

In Großbritannien haben ÖkonomInnen berechnet, welche Arbeit am meisten zur Gemeinschaft beiträgt. Das – damals – überraschende Ergebnis: Der wichtigste Job ist die Reinigungskraft, die das Spital sauber hält. Die echten LeistungsträgerInnen sitzen unten. Unterbezahlt, in der Regel unsichtbar und systemrelevant. Wer systemrelevant ist, wird meistens schlecht bezahlt, überdurchschnittlich belastet und – ist weiblich. 7 von 10 Supermarktangestellten sind Frauen, 9 von 10 Beschäftigten in Betreuungsberufen wie Altenpflege oder Elementarpädagogik sind weiblich, auch im Gesundheitsbereich sind 80 Prozent Frauen. Allen Berufen gemein ist: Sie gehen mit einer hohen Arbeitsbelastung einher und werden gleichzeitig unterdurchschnittlich bezahlt. Geht doch endlich in die Technik, rät man Frauen. Ignorieren wir mal, dass irgendjemand unseren Kindern Lesen und Rechnen beibringen oder unsere Alten gut versorgen muss. Ein weiterer Schönheitsfehler: Drängen Frauen in eine Branche, sinken Ansehen und Gehalt. Apotheker oder Lehrer waren früher fast nur Männer – Prestige und Gehalt entsprechend hoch. Frauen und ihrer Arbeit wird schlicht weniger Wert zugemessen. Außerdem: Eine Teilzeit-Stunde wird schlechter entlohnt als eine Vollzeit-Stunde. Vor der Teilzeit-Falle werden Frauen gern gewarnt. Man lässt sie aber absichtlich hineinrennen, denn: Was ist die Alternative? Sollen sie die Kindergärten selber bauen? Außerhalb der Städte gibt es für 7 von 10 Kindern unter 6 keinen Kindergarten oder Krippe, die einen Vollzeitjob zulassen. Über 400.000 Frauen sind in Teilzeit, weil sie zuhause Betreuungspflichten haben. Teilzeit ist ein trügerisches Wort. Es heißt für Frauen nichts anderes, als dass sie nach ihrer bezahlten Erwerbsarbeit in die unbezahlte Schicht gehen. Frauen arbeiten mehr Stunden als Männer, sie werden nur für weniger bezahlt. Würden sie den Staubsauger hinschmeißen, hätten wir ein ziemliches Problem. Frauen stemmen unbezahlt – und sind wir ehrlich – unbedankt – Gewaltiges. Ihre unbezahlte Arbeit entspricht mit 22 Prozent fast einem Viertel der hiesigen Wirtschaftsleistung. Die gesellschaftliche Idealvorstellung an Frauen stellt sie vor ein unlösbares Problem: Ihren Job sollen sie machen, als hätten sie keine Kinder. Und sie sollen Mutter sein, als hätten sie keinen Job.

Selbst wenn man findet, dass es gute Gründe gibt für die schlechte Bezahlung, die lächerliche Pension, das Alleinlassen bei der Familienarbeit der Frauen. Selbst wenn man all diese Benachteiligungen akzeptiert, weil man sie ja “erklären” kann: Selbst dann bleibt ein Rest, der eben nicht erklärbar ist. Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen liegt bei 12 Prozent. Verwenden wir die Energie, die in Erklärungen dafür gesteckt wird, doch dafür, es zum Besseren zu ändern. Mit Kinderbetreuungseinrichtungen, die mit Vollzeit vereinbar sind. Mit einem Lohnniveau in Frauenbranchen, von dem man leben kann und das später ein Altwerden in Würde ermöglicht. Mit einer verkürzten Arbeitszeit, damit beide Eltern ihre Kinder beim Großwerden begleiten können.

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar im Kurier.

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