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Weniger Arbeitslosigkeit aber mehr Langzeitarbeitslose

Jakob Sturn
01. März 2022
Weniger Arbeitslosigkeit aber mehr Langzeitarbeitslose

Vor etwa 2 Jahren begann die Corona-Krise in Österreich. Die heute veröffentlichten Daten des Arbeitsmarktservice (AMS) zeigen, dass sich der Arbeitsmarkt grundsätzlich auf einem guten Weg befindet. Die derzeit starke Konjunktur lässt die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorkrisenmonat deutlich sinken. Allerdings zeigt sich diese Erholung nicht bei Allen, gerade die Zahl der Langzeitarbeitslosen bietet Anlass zur Sorge. Diese ist im Vergleich zum Vorkrisenjahr um 11,5% gestiegen. Hier gibt es Handlungsbedarf, auch weil durch den Krieg in der Ukraine unklar ist, wie lange der Aufschwung noch anhält. Der Staat könnte etwa das Erfolgsprojekt des AMS in Gramatneusiedl zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit bundesweit ausrollen.

Am 1.3.2022 waren 22.498 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als vor 2 Jahren. Den Höchstestand erreichte die Corona-Arbeitslosigkeit Mitte April mit 228.340 Arbeitslosen.

Im Vergleich zum Februar 2020, wo der Arbeitsmarkt vom Virus noch verschont blieb, hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Februar 2022 um 22.500 (-5,6%) reduziert. Für Männer war die Reduktion mit 6,8% etwas stärker als jene für Frauen mit 4,1%. Vor allem Jüngere unter 25 profitieren vom Aufschwung, für sie reduzierte sich die Arbeitslosigkeit gar um 9%. Bei Älteren über 50 war die Reduktion mit 4,3% nur etwa halb so hoch. Nicht zu vergessen sind allerdings jene 187.000 Menschen, die sich weiterhin in Kurzarbeit befinden. Diese könnte die „wahre“ Arbeitslosigkeit verschleiern, da es diese Form der Kurzarbeit vor 2 Jahren ja noch nicht gab. Auch der starke Rückgang bei den Lehrlingen von 10,4% ist mit Vorsicht zu betrachten, denn diese blieben aufgrund der Pandemie ein Jahr länger in der Schule und flossen so nicht in die Berechnung der Arbeitslosenquote 2022 mit ein.

Insgesamt sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 22,498 (-5,6%). Die Zahl der Männer sinkt um 15.642 (-6,8%) und jene der Frauen um 6.856 (-4,1%)

Die Arbeitslosenzahlen sinken nicht für alle Bevölkerungsschichten, eine beunruhigende Differenz gibt es etwa zwischen Inländer:innen und Ausländer:innen. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer:innen ist im letzten Monat im Vergleich zum Februar 2022 um 3.000 (+2,1%) gestiegen, jene der Inländer:innen sank hingegen um 25.417 (-9,7%). Und auch zwischen den Bundesländern gibt es unterschiedliche Entwicklungen. In Wien (+1,1%) und Tirol (+4,8%) stieg die Zahl der Arbeitslosen, in Niederösterreich hingegen sank sie um satte 12,8%. Als größte Herausforderung erweisen sich derzeit jene Menschen, die bereits länger als ein Jahr arbeitslos sind. Im Februar 2022 waren das 146.000 Menschen und damit 15.000 mehr als vor der Krise. Das ist ein Plus von 11,5% und dreimal so viele wie vor 15 Jahren.

Aktuell sind 146.463 Menschne langzeitsarbeitslos oder in Schulung. Vor der Krise waren es 11,5% weniger, nämlich 131,377.

Genau diese Menschen müssen das Ziel einer ambitionierten Arbeitspolitik seitens der Regierung sein. Gerade weil derzeit nicht absehbar ist, inwieweit der Krieg in der Ukraine und die daraufhin verhängten Sanktionen der EU den Wirtschaftsaufschwung wieder bremsen könnten. Eine erneute Aufrollung der Aktion 20.000 würde die Zahl der Langzeitarbeitslosen spürbar senken. Außerdem erweist sich das Marienthal-Projekt vom AMS in Gramatneusiedl als großer Erfolg. Dort werden Langzeitarbeitslose je nach Qualifikation und Interesse in einem gestützten Beschäftigungsbereich aktiv, etwa in einer Tischlerei, und bewerben sich parallel dazu am Arbeitsmarkt. Durch das Projekt sammeln die Teilnehmer:innnen nicht nur wertvolle Arbeitserfahrung, die den Wiedereinstieg ins reguläre Berufsleben vereinfachen, sondern leiden auch nicht mehr unter dem psychischen Druck der Langzeitarbeitslosigkeit. Ein klare Handlungsempfehlung an die Politik ist daher die bundesweite Ausrollung dieses Projekts.

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