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Wenn der Sanitäter den Zahlschein zückt

Oliver Picek
09. Juli 2025
Wenn der Sanitäter den Zahlschein zückt

Der Selbstbehalt für Krankentransporte ist zurück. Seit Dienstag verlangt die ÖGK Geld von ihren kranken Versicherten. Sind Sie bettlägerig oder gehbehindert und müssen zur Therapie oder zum Arzt? Dann werden Sie zur Kasse gebeten.

Selbstbehalte sind ein grundsätzliches Problem. Reiche Menschen zahlen sie aus der Portokassa. Arme haben kein Geld dafür. Weil sie wahrlich jeden Euro dreimal umdrehen müssen, ordnen sie auch ihre eigene Gesundheit der Geldknappheit unter. Es ist ein fatales Zeichen, dass Österreichs Gesundheitspolitik wieder Selbstbehalte vorschreibt. Eine durchschnittliche Pensionistin erhält rund 1300 Euro Pension im Monat. Nun kommen bis zu 420 Euro an Selbstbehalt im Jahr für Krankentransporte dazu. Oben drauf noch einmal über 200 Euro im Jahr, weil die Krankenversicherungsbeiträge steigen und die E-Card Gebühr fällig wird.

Anstatt die Kranken finanziell zu schröpfen, worum sollte sich die Gesundheitskasse kümmern? Um ihr Service. Jeden Tag werden hunderte transportierte Kranke – gehbehindert, teils desorientiert oder gar dement – stundenlang in Österreichs Spitalsambulanzen allein gelassen. Ohne Wasser, Essen oder Betreuung. ÖGK-Obmann McDonald konstruiert derweil in einem Fernsehinterview „Missbrauchsfälle“: Ein Jugendlicher mit beiden Armen im Gips solle öffentlich ins Spital fahren statt mit dem Taxi. Die Erklärung, wie er sich ohne seine Hände einen Fahrschein kaufen soll, bleibt er schuldig. Da kann man nur hoffen, besser nicht krank zu werden.

Will die Kasse wirklich Geld einsparen, muss sie bei denen ansetzen, die Transporte verschreiben. Ohne Transportschein von Ärzt:innen setzt sich kein Krankenwagen in Bewegung. Es gilt, schwarze Schafe ausfindig zu machen, die Krankentransporte leichtfertig genehmigen. Stattdessen spart sie nun auf dem Rücken der Patient:innen.

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Tiroler Tageszeitung.

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