Im zweiten Lockdown zeigt sich im Vergleich zum ersten eine „Normalisierung“ des Arbeitslebens der Eltern in Österreich. Sowohl die Anzahl der Personen, die im Home Office arbeiten, als auch die Stunden, die in dieser Zeit reduziert wurden, gingen zurück. Gleichzeitig stieg aber die Belastung der Eltern – zwei von drei Müttern und einkommensschwachen Eltern gaben an in der derzeitigen Situation schwer belastet zu sein, wie eine Untersuchung von SORA im Auftrag des Momentum Instituts zeigt. Für die repräsentative Studie wurden von 20. bis 27. November österreichweit 685 Eltern von Kindern bis 14 Jahre zu ihrer Situation im Lockdown befragt.
Der Anteil an Eltern im Home Office ging bei fast allen Bildungsabschlüssen zurück. Je höher die formale Bildung, desto höher ist jedoch noch immer die Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten. Während schon im ersten Lockdown nur jede 10. Person mit Pflichtschulabschluss im Home Office arbeiten konnte, sind es bei Eltern mit Universitätsabschluss immer noch vier von zehn.
Schon im ersten Lockdown zeigte sich, dass vor allem Frauen ihre Arbeitszeit für Kinderbetreuung reduzieren mussten. In etwa 9,5 Stunden pro Woche waren es damals im Schnitt für Männer und Frauen. Relativ zu ihrer (niedrigeren) Arbeitszeit, bedeutete dies allerdings für Frauen eine höhere Reduktion. Im zweiten Lockdown betrug die Reduktion für beide Geschlechter durchschnittlich nur noch ca. 2,8 Stunden. Prozentuell kam dies aber einem Rückgang von 10 % für Frauen gleich, bei Männern nur 6,7 %.
Die Doppelbelastung durch Kinderbetreuung und geringere Arbeitszeitreduktion zeigt sich auch in den Umfragedaten. Während im ersten Lockdown schon jede zweite Mutter angab stark belastet zu sein, stieg dieser Wert auf zwei Drittel (Väter: 40 % vs. 51 %). Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Betrachtung nach dem Einkommen. Zwei von drei einkommensschwachen Eltern waren im zweiten Lockdown stark belastet. Bei den wohlhabenderen auch immerhin noch die Hälfte – in beiden Fällen ein Anstieg im Vergleich zum ersten Lockdown.
Ein Viertel der Eltern, die sich selbst zur ArbeiterInnenschicht zählen, gab an dass ihnen für Kinderbetreuung kein Urlaub bzw. keine Sonderbetreuungszeit genehmigt wurde. Bei Eltern, die sich zur Oberschicht zählen, lag dieser Wert nur bei 14 %. Gleichzeitig sagte die Hälfte ebendieser, dass Sonderbetreuungszeit, auch ohne Rechtsanspruch, jederzeit möglich gewesen wäre. Gleichzeitig stimmte dieser Aussage nur ein Drittel der Eltern aus der ArbeiterInnenschicht zu.
Trotz prinzipiell offener Schulen und Distance Learning hat die Zeit des Lockdowns für Kinder aus vielerlei Gründen negative Auswirkungen. Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss trifft die Situation aber noch einmal härter. Nur 6 von 10 Eltern mit nur Pflichtschulabschluss gaben an ihre Kinder beim Lernen sehr gut unterstützen zu können. Bei Eltern mit Universitätsabschluss waren es fast 8 von 10. Gleichzeitig geben bei zweiteren mehr als zwei Drittel an, zuhause mehr Zeit für die Kinderbetreuung als vor dem Lockdown aufzuwenden. Bei Eltern mit Pflichtschulabschluss stimmten dieser Aussage nicht einmal die Hälfte zu, was stark mit der Möglichkeit Home Office zu machen korreliert.
Aufgrund von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit haben vor allem einkommensschwache Haushalte weniger Geld als vor der Corona-Krise zur Verfügung und mussten ihre Haushaltsausgaben deutlich einschränken. Als Folge daraus mussten erstere auch viel Häufiger auf Erspartes zurückgreifen. Bei jedem zweiten Haushalt mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter EUR 2.000 war dies der Fall – im Vergleich zu nur einem von zehn Haushalten mit mehr als EUR 4.500 monatlich. Unter anderem als Folge daraus hat nur noch ein Drittel der einkommensschwachen Haushalte derzeit Ersparnisse, bei einkommensstarken Haushalten gaben fast neun von zehn an noch Erspartes zu haben.
Die von SORA im Auftrag des Momentum Instituts durchgeführte Studie zur Situation der Eltern im zweiten Lockdown zeigt eine Medaille mit zwei Seiten. Während einkommensstarke Familien mit hohem Bildungsabschluss finanziell keine Probleme haben und vergleichsweise wenig belastet sind, stehen einkommensschwache Familien mit niedrigem Bildungsabschluss finanziell sehr schlecht da und fühlen sich viel stärker belastet. Negative Auswirkung zeigen sich auch auf Kinder aus einkommensschwachen Familien. Einerseits können sich deren Eltern oft nicht zum Zweck der Kinderbetreuung freinehmen, andererseits fühlen sich diese auch schlechter in der Lage ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen. Das Momentum Institut empfiehlt daher zur Unterstützung dieser Familien und zur Vermeidung eines weiteren (Schul-)Lockdowns folgende Maßnahmen:
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