Etliche Familienleistungen sollen in den kommenden zwei Jahren nicht mehr an die Teuerungsrate angepasst werden. Unser neuer Policy Brief zeigt: Das Einkommen von Alleinerziehenden besteht zu mehr als einem Viertel aus Sozialleistungen. Gleichzeitig ist die Armutsgefährdung in dieser Gruppe 2,5-mal so hoch wie über die Gesamtbevölkerung hinweg.
Ein-Eltern-Haushalte verfügen mit durchschnittlich 25.305 Euro jährlich über das geringste äquivalisierte Nettohaushaltseinkommen von allen betrachteten Haushaltstypen. Die Hälfte der Ein-Eltern-Haushalte verfügt allerdings über weniger als 22.402 Euro netto pro Jahr. Knapp ein Viertel der Alleinerziehenden sitzt im ärmsten Einkommenszehntel aller Haushalte. Dass die Regierung jetzt bei den Familienleistungen den Rotstift ansetzen will, offenbart wie weit weg die Politik von den Lebensrealitäten von Familien im Land ist. Lediglich 3 Prozent der Ein-Eltern-Haushalte sind im einkommensstärksten Zehntel zu finden.
Durch ihre niedrigen Einkommen sind Alleinerziehende stärker auf Sozialleistungen, wie Mindestsicherung, Arbeitslosengeld oder Familienbeihilfe angewiesen. Diese Leistungen machen bei Ein-Eltern-Haushalten rund ein Viertel (26 Prozent) des gesamten jährlichen Netto-Äquivalenzeinkommens aus. Bei Mehrpersonenhaushalten mit einem Kind, aber auch bei der Gesamtbevölkerung sind es nur 12 bzw. 11 Prozent. Alleinerzieher:innen beziehen häufiger private Einkommen – etwa außergerichtlich geregelte Unterhalts- oder Zuschusszahlungen von Ex-Partner:innen, Unterstützungszuwendungen von Familie oder Bekannten oder sonstige Privateinkommen machen bei Ein-Eltern-Haushalten 12 Prozent des Einkommens aus.
Knapp drei Viertel der Alleinerziehenden liegen mit ihrem monatlichen Äquivalenzeinkommen unter der durchschnittlichen Armutsgefährdungsschwelle eines Ein-Eltern-Haushalts (2.554 Euro). Jeder zehnte Ein-Eltern-Haushalt verfügt über weniger als 1.033 Euro netto pro Monat – ihnen fehlen satte 1.521 Euro bis zur Armutsgefährdungsgrenze.
Vier von zehn Alleinerziehenden sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, ein Drittel ist armutsgefährdet und im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist die Gruppe der Ein-Eltern-Haushalten drei Mal so häufig von erheblicher materieller und sozialer Deprivation betroffen.
Von den rund 296.300 alleinerziehenden Elternteilen in Österreich sind 83 Prozent weiblich. Die Armutsfalle „Alleinerziehend“ ist ein Problem das überwiegend Frauen trifft. Die Situation von alleinerziehenden Müttern in Österreich ist ohnehin schon oft prekär. Ein Drittel von ihnen ist etwa trotz Erwerbstätigkeit armutsgefährdet. Statt im Rahmen der Budgetsanierung ‘oben’, etwa bei Extremreichen anzusetzen und Steuergeschenke für die größten Konzerne im Land zurückzunehmen, vernichtet die Regierung sozialpolitische Errungenschaften, wie die Anpassung der Sozialleistungen eine ist, und belastet damit jene, die ohnehin schon stark kämpfen müssen.
Wir empfehlen armutsfeste Sozialleistungen und ein Absehen vom Plan die Familienleistungen nicht mehr an die Inflation anzupassen. Darüber hinaus empfiehlt die Denkfabrik die Umsetzung einer flächendeckenden Kindergrundsicherung um die Armutsgefährdung von Kindern gezielt zu bekämpfen.
Der neue Policy Brief “Armutsfalle Alleinerziehend” beleuchtet die prekäre Situation von Ein-Eltern-Haushalten in Österreich und ist hier zum Download verfügbar.