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/ 9. Juni 2023

Die einkommensärmsten 30 Prozent der Bevölkerung geben mehr Geld für ihren Konsum aus, als ihnen an Einkommen zur Verfügung steht, wie eine neue Analyse des Momentum Instituts zeigt. Um ihre Kosten zu decken sind sie auf Hilfszahlungen angewiesen, müssen sich Geld borgen oder greifen – sofern überhaupt vorhanden – auf Ersparnisse zurück.

Im Durchschnitt gab ein Ein-Personen-Haushalt im untersten Zehntel monatlich 1308 Euro aus. Die Einnahmen beliefen sich aber lediglich auf 825 Euro. So gab ein Haushalt im einkommensärmsten Zehntel monatlich rund 500 Euro mehr aus, als das Einkommen betrug. Auf das Jahr gerechnet fehlen Haushalten bis zu 5800 Euro um ihren Konsum zu decken. 

Das reichste Zehntel gab im Schnitt monatlich 3110 Euro aus, hatte aber Einnahmen von 5177 Euro. So konnten die reichsten Haushalte im Schnitt 2067 Euro im Monat bzw. 24800 Euro jährlich sparen.

Einkommen reicht nicht für Lebenshaltung  

Haushalte im einkommensärmsten Zehntel mussten 2019 fast 60 Prozent mehr für die monatlichen Kosten ausgeben als ihnen durch ihr Einkommen zur Verfügung stand. Auch im zweiten Zehntel mussten Haushalte 13 Prozent mehr aufwenden, im dritten Zehntel sind es 9 Prozent. Selbst das vierte Zehntel hatte lediglich einen finanziellen Puffer von 3 Prozent. Da reden wir von den Ausgaben noch vor der massiven Teuerung. Gerade für einkommensärmere Haushalte, hat sich die Lage durch die Krise noch zunehmend verschärft. Denn sie wenden anteilig mehr ihres Einkommens auf, um die Kosten für die Grundbedürfnisse Essen, Wohnen und Heizen zu decken als reichere Haushalte. Gerade diese Bereiche zählen aber zu den größten Treibern der Inflation.

So gab ein Haushalt im einkommensärmsten Zehntel bereits vor drei Jahren knapp die Hälfte des verfügbaren Einkommens für Lebensmittel, Wohnen und Heizen aus. Kosten für das Wohnen machten dabei 38 Prozent, Lebensmittel 28 Prozent und Energie 11 Prozent aus. Zum Vergleich: Im reichsten Zehntel werden nur 5 Prozent des verfügbaren Einkommens für Wohnen ausgegeben. Dort bleiben am Ende des Monats auch noch 40 Prozent zum Sparen übrig.  

Lohnerhöhungen und Anpassung Sozialleistungen überfällig

Schon vor der Teuerungskrise konnten 30 Prozent im Land mit ihrem Einkommen ihre Ausgaben nicht decken. Das ist ein unübersehbares Indiz, dass Löhne und Sozialleistungen zu niedrig bemessen sind.

Das Momentum Institut empfiehlt daher die Löhne anzuheben und die Sozialleistungen armutsfest zu machen. Instrumente dafür wären etwa ein höherer kollektivvertraglicher Mindestlohn von 2.500 Euro brutto, sowie die Sozialhilfe und die Mindestpension über die Armutsgefährdungsschwelle von 1.392 Euro monatlich anzuheben, oder das Arbeitslosengeld zu erhöhen. Angesichts der Teuerung müsse man auch auf Preisbremsen setzen. Zielsicher helfen würde eine flächendeckende Mietpreisbremse, denn die ärmere Bevölkerungshälfte wohnt beinahe gänzlich zur Miete. Abhilfe gegen hohe Lebensmittelpreise schaffen kann eine Senkung der Mehrwertsteuer auf die wichtigsten Grundnahrungsmittel, die von einkommensärmeren Haushalten am stärksten nachgefragt werden. 

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