Arbeitslosigkeit im September 2022
/ 30. April 2023

Die allermeisten Menschen müssen arbeiten, um gut leben zu können. Mit ihrem Lohn zahlen sie ihre Miete und ihre Stromrechnung oder kaufen ihr Essen. Arbeit, so wird uns erzählt, schützt uns vor Armut. Doch in Österreich sind fast 400.000 Menschen armutsgefährdet, obwohl sie einen Job haben. Arm trotz Arbeit – denn zu viele Jobs sind hierzulande zu gering bezahlt.

Bricht das Arbeitseinkommen weg, weil der Job flöten geht, ist der Abstieg in die Armut fast vorprogrammiert. Über Nacht müssen mit knapp der Hälfte des Gelds alle Fixkosten getragen werden. Nur: Die Mietkosten halbieren sich nicht, nur noch halb so viel Essen ist auch keine Option. 9 von 10 arbeitssuchenden Menschen bekommen eine Arbeitslosenunterstützung unter der Armutsgrenze und müssen damit ihr Leben bestreiten. Mit der Teuerung verschärft sich die Lage nun weiter.

Im Februar zahlten wir für einen Liter Milch ein Viertel mehr als noch vergangenes Jahr. Auch Gasrechnungen haben sich mehr als verdoppelt. Die Mieten ziehen deutlich nach oben, fast 1 Million Mieter müssen dieses Jahr im Schnitt 500 Euro mehr an Miete aufbringen.

Wer zuvor aber schon jeden Euro drei Mal umdrehen musste, dem zieht die Teuerung den Boden unter den Füßen weg. Einkommensarme Menschen trifft die Teuerung härter. Das liegt an den unterschiedlichen Konsumgewohnheiten: Wer wenig Geld zur Verfügung hat, muss den Großteil davon für Essen, Wohnen und Heizen aufwenden. Das sind aber auch die größten Preistreiber der Teuerung.

Nun werden viele Sozialleistungen zukünftig an die Teuerung angepasst. Versäumt wurde es aber den beträchtlichen Wertverlust der letzten Jahre auszugleichen. Ein Beispiel: Um die Familienbeihilfe kann sich eine Familie heute um ein Drittel weniger leisten als noch vor 20 Jahren. Völlig vergessen wurden aber alle, die derzeit Arbeit suchen: 330.000 erwerbsarbeitslose Menschen im Land werden mit den steigenden Preisen einfach allein gelassen. Weder das Arbeitslosengeld noch die Notstandhilfe werden an die Inflation angepasst. Wer letztes Jahr arbeitslos war, dem hat die Teuerung die Arbeitslosenunterstützung regelrecht aufgefressen. Der Kaufkraftverlust lag 2022 bei fast 17 Prozent.

Eine aktuelle Analyse der AMS-Daten zeigt: 2021 war die mittlere Arbeitslosenunterstützung noch um rund 30 Euro höher als 2022. Die Kosten für Lebensmittel, Wohnen und Heizen sind für Erwerbsarbeitslose aber natürlich genauso gestiegen wie für alle anderen auch. Der reale Einkommensverlust ist dadurch enorm.

Die Regierung hat die Teuerungskrise nicht verursacht. Doch es ist ihre Aufgabe die Lasten der Krise gerecht zu verteilen. Durch die fehlende Anpassung des Arbeitslosengeldes schultern jene, die am wenigsten haben, mehr von der Teuerungslast als sie stemmen können. Die Armutszahlen steigen wieder: Ein Armutszeugnis, für eines der reichsten Länder dieser Erde.  

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Tiroler Tageszeitung.

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