Arbeitsminister Kocher (ÖVP) bleibt bei seiner Forderung: Um mehr Menschen in Vollzeitbeschäftigung zu bringen, soll Teilzeitarbeit unattraktiver gestaltet werden. Dafür soll auch am Steuersystem geschraubt werden, um Anreize zu schaffen. Wie eine Analyse des Momentum Instituts zeigt ist die stärkste Stundenreduktion in den vergangen Jahren im reichsten Einkommensdezil zu finden. Ärmere Einkommensschichten von der Mittelschicht abwärts konnten ihre Arbeitszeit nicht so stark kürzen, weil sie sich die mit einer Arbeitszeitreduktion einhergehende Einkommensreduktion nicht leisten können.
Das Momentum Institut hat die Arbeitszeitveränderung von 2014 bis 2021 der unselbständig Beschäftigten nach Einkommen untersucht. Die größte Reduktion der normalen wöchentlichen Arbeitszeit (inklusive Teilzeit und Überstunden) fand bei jenen mit den höchsten Einkommen (Stundenlöhne) statt. So arbeitete im Jahr 2021 das Zehntel der unselbstständig Beschäftigten mit den höchsten Stundenlöhnen 35 Stunden, während es 2014 noch 37,4 Stunden waren – das sind um 144 Minuten weniger. Das darauffolgende Zehntel der Einkommensbezieher:innen mit den zweithöchsten Einkommen arbeitete um 78 Minuten weniger. Am anderen Ende der Einkommensskala ist die Senkung der Arbeitszeit deutlich schwächer ausgeprägt. Arbeiter:innen und Angestellte mit den niedrigsten Einkommen (1. Einkommenszehntel) arbeiteten 2021 um nur 18 Minuten pro Woche weniger als 2014. Im Durchschnitt sank die Arbeitszeit um knapp eine Stunde (54 Minuten) bzw. 2,5 Prozent. Nur die Arbeitszeit der 20 Prozent unselbstständigen Topverdiener:innen sank überdurchschnittlich um deutlich mehr als eine Stunde, bei allen anderen Einkommenszehnteln – die unteren 80 Prozent – verringerte sich die Wochenarbeitszeit um maximal eine dreiviertel Stunde und damit unterdurchschnittlich.