Die Benzinpreise bleiben hoch, obwohl der Ölpreis langsam fällt. In den letzten 14 Tagen haben Mineralölkonzerne und Tankstellen ihre Gewinnspanne deutlich erhöht, zeigen Berechnungen des Momentum Instituts
Die übliche Raffiniere- und Handelsspanne, also die Differenz zwischen dem Ölpreis und dem Netto-Verkaufspreis für Benzin liegt im langjährigen Mittel bei rund 20 Cent pro Liter. Aktuell liegt sie beim rund Dreifachen: 57 Cent beträgt die Differenz zwischen (günstigen) Wiener Tankstellenpreisen vom Dienstag und dem Ölpreis. Überschlagsmäßig bedeutet das 2,7 Millionen Euro zusätzliche Einnahmen für die Mineralölkonzerne pro Tag, bei im Schnitt täglich getankten 9 Millionen Litern Sprit mit einem Extra-Aufschlag von 30 Cent.
Die Mineralölfirmen bzw. Raffinerien bilden ein Oligopol: Dadurch, dass nur wenige Firmen Benzin/Diesel anbieten, haben sie eine Marktmacht, den Preis auf Kosten der Konsumenten zu setzen. Der längerfristige Vergleich (2017 bis diesen Montag) mit wöchentlichen Daten bestätigt das Bild. So hoch war die Marge der Mineralölkonzerne (plus Tankstellen) noch nie. Statt 0,196 Cent (pro Liter) im vierjährigen Durchschnitt explodiert sie auf 57 Cent.
Angesichts der steigenden Inflation entsteht die Gefahr einer Gewinn-Preis-Spirale. Unternehmen setzen derzeit in verschiedenen Branchen (Tourismus, Stromproduzenten, Mineralölkonzerne) zur Gewinnsteigerung höhere Preise durch. Das verstärke die Teuerung – die Energiepreise sind momentan (nach aktuellen Zahlen der Statistik Austria) die stärksten Preistreiber im Jahresvergleich.
Um gegen die hohen Preise vorzugehen, wäre ein zeitweiser Preisdeckel sinnvoll: nicht auf den Tankstellenpreis wie in Ungarn oder Slowenien, sondern auf den Aufschlag auf den Rohölpreis hin zum Tankstellenpreis. Diesen könnte man bei 20 Cent – dem langjährigen Durchschnitt – kappen.