Pensionist:innen auf Bank mit Ausblick - Pensionen Pensionssystem
/ 1. Dezember 2021

Seit Jahrzehnten sind die Zeitungen voll mit Berichten über unser Pensionssystem. Es ist hinten und vorne kaputt, unfassbar teuer, und, sind wir doch mal ehrlich, das Ding fliegt uns gleich um die Ohren. Jedenfalls aber wird es immer schlimmer. Das Problem mit dieser Geschichte ist: sie stimmt nicht.

Pensionssystem in Relation zu Wirtschaftsleistung stabil

Denn das nun verabschiedete Gutachten der Pensionskommission zeigt, dass der Pensionsaufwand im Bundesbudget alles andere als explodiert: Er liegt aktuell bei knapp über fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts, in den 30er Jahren steigt er auf rund sechs Prozent, um wenige Jahre später auf unter sechs Prozent zu sinken und stabil zu bleiben. Mit ein Grund dafür sind die sinkenden Ausgaben für die Beamt:innenpensionen.

Wie passt das zusammen mit „explodierenden Kosten“? Wer davon redet, der zeigt nur die nominellen Zahlen her, vergisst absichtlich auf Wirtschaftswachstum und Inflation. Aber um zu wissen, wie wir dastehen, müssen wir auf den Zuschuss zum Pensionssystem in Relation zur Wirtschaftsleistung schauen. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, ein Gehalt von 1970 mit dem von heute zu vergleichen, ohne die Inflation herauszurechnen.

Auch politische Maßnahmen zählen

Ein zweiter Irrtum ist es, so zu tun, als sei einzig das Verhältnis zwischen Pensionist:innen und Nicht-Pensionist:innen entscheidend. Ganz grundsätzlich gilt nämlich: Erwerbstätige erhalten Nicht-Erwerbstätige. Von der Wertschöpfung der arbeitenden Menschen mittleren Alters leben sowohl Kinder, Alte, aber auch Arbeitslose und nicht erwerbstätige Erwachsene, wie Hausmänner und -frauen. Das bedeutet aber auch, dass eben nicht nur die Altersverteilung, sondern auch politische Maßnahmen für das Pensionssystem zählen: etwa, indem wir die Arbeitslosigkeit niedrig halten und Frauen durch gute Kinderbetreuungseinrichtungen nicht gezwungenermaßen Teilzeit arbeiten müssen. Die Zukunft ist uns nicht vorherbestimmt. Wir können sie gemeinsam gestalten.

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.

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