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/ 31. Oktober 2023

Anlässlich des Equal Pay Days am 31. Oktober 2023 hat das Momentum Institut analysiert, ob der Gender-Pay-Gap, also die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, tatsächlich so stark auf die Mutterschaft zurückzuführen ist, wie oft debattiert. Die Analyse zeigt: Der Motherhood-Gap – also die Lohnlücke zwischen Müttern und Vätern – spielt eine untergeordnete Rolle. Denn bei kinderlosen Frauen ist die Lohnlücke fast ident mit der von Müttern im Vergleich zu Vätern.  

Mutterschaft erklärt Gender-Pay-Gap nicht  

Die Analyse zeigt, dass sowohl Frauen mit als auch ohne Kind in etwa gleich viel weniger als Väter bezahlt bekommen. So beträgt der Motherhood-Gap in der Gruppe mit Pflichtschulabschluss 19 Prozent. Der Gap zwischen Vätern und kinderlosen Frauen beträgt 16 Prozent – nur drei Prozentpunkte weniger. Ähnlich fällt der Unterschied der Lohnlücken von Müttern und kinderlosen Frauen in den Gruppen mit Lehr- (3 Prozent) bzw. Maturaabschluss (4 Prozent) aus. Bei Männern gibt es fast keinen Unterschied. Männer ohne Kind verdienen in etwa gleich viel wie Väter. Der geringe Unterschied der Lohnlücken von Müttern und Frauen ohne Kinder im Vergleich mit Vätern verdeutlicht, dass wir den Gender-Pay-Gap nicht nur der Mutterschaft in die Schuhe schieben können. Die strukturelle Benachteiligung von Frauen ist das Hauptproblem.

Einzig in der Gruppe der Personen mit Hochschulabschluss sieht es etwas anders aus: Väter haben hier ein deutliches Fatherhood-Premium gegenüber allen anderen Gruppen. Das Fatherhood Premium (‘Vaterschaftsprämie‘) bedeutet, dass sich die Geburt eines Kindes positiv auf das Einkommen des Vaters auswirkt. In der Wissenschaft erklärt sich die Vaterschaftsprämie daher, dass Väter ja eine Familie erhalten müssen. Arbeitgeber:innen sind daher geneigt, Vätern mehr Gehalt zu bezahlen als Männern ohne Kind. Ein Phänomen, das wir bei Arbeitnehmerinnen leider nicht sehen. Kinderlose Frauen und Mütter werden in Relation zu Vätern mit Hochschulabschluss am stärksten „Lohn-diskriminiert“. Bei dem Unterschied der Lohnlücke in der Gruppe mit Hochschulabschluss ist bei der Interpretation durchaus Vorsicht geboten. Hier zeigt sich ein Alterseffekt speziell bei jungen Müttern und jungen Frauen ohne Kinder, der bei einer Betrachtung von Frauen und Mütter ab 40 Jahren wieder verschwindet. Hier sieht man bei der Lohnlücke keinen Unterschied mehr. Klar und deutlich sehen wir aber, dass auch hier vor allem das Fatherhood-Premium dominiert im Vergleich zu allen Gruppen. Betrachtet man nur Frauen und Mütter ab 40 Jahren, sieht man bei der Lohnlücke keinen Unterschied mehr. Klar und deutlich sehen wir aber, dass auch hier vor allem das Fatherhood-Premium dominiert im Vergleich zu allen Gruppen. 

Schlechtbezahlte Branchen sind Frauenbranchen  

Darüber hinaus hat das Momentum Institut analysiert, in welchen Branchen Frauen und Männer überrepräsentiert sind. Die Daten zeigen uns, dass in den bestbezahlten Branchen überwiegend Männer arbeiten. So sind 8 von 10 Vorständen oder Geschäftsführer:innen männlich und haben einen durchschnittlichen Bruttostundenlohn von 51,4 Euro. In Österreich sind von 10 Frisör:innen 9 weiblich, sie bekommen in der Stunde durchschnittlich 12,5 Euro brutto.  

Was unbezahlte Sorgearbeit für kinderlose Frauen bedeutet  

Denkt man an unbezahlte Sorgearbeit, wie die Kinderbetreuung, spielt sie im ersten Gedanken hauptsächlich für Mütter eine Rolle. Dabei führt die Situation, dass Mütter nach wie vor den Löwenanteil der Sorgearbeit stemmen, aber auch zu Nachteilen für kinderlose Frauen. In den Augen vieler Arbeitgebenden werden Frauen früher oder später Mütter. Diese potenzielle Mutterschaft führt dazu, dass kinderlose Frauen dafür bereits diskriminiert werden, ohne dass sie (je) Mütter sind. Durch einen Ausbau der Kinderbetreuung, kann dieser Diskriminierung entgegengewirkt werden. Verankert sich in den Köpfen der Arbeitgeber:innen, dass es keine Rolle spielt, ob man weibliche oder männliche Mitarbeiter:innen einstellt, weil ohnehin die Kinderbetreuung ausreichend ausgebaut ist und sich die Eltern die Betreuung gleichermaßen aufteilen, würden Frauen weniger stark für eine “erwartete” Mutterschaft diskriminiert werden.  

Natürlich müssen wir die Kinderbetreuung ausbauen und die Pflege von Angehörigen nicht weiter den Frauen umhängen, das ist eine ganz zentrale Aufgabe und steht außer Frage. Die Daten zeigen uns aber auch, dass damit die Herkules-Aufgabe den Gender-Pay-Gap zu schließen längst nicht getan ist. Es ist notwendig der strukturellen Benachteiligung von Frauen einen Riegel vorzuschieben. Wir brauchen eine verpflichtende Lohntransparenz und Quoten – nicht nur in Aufsichtsräten . Außerdem müssen wir Niedriglohnbranchen aufwerten, gerade hier arbeiten Frauen überdurchschnittlich oft. 

Das Momentum Institut empfiehlt  

  • Verpflichtende Lohntransparenz – Gleiches Geld für gleiche Arbeit
  • Verpflichtende Quoten – Sowohl in öffentlichen Einrichtungen als auch in der Privatwirtschaft  
  • Aufwertung von Niedriglohnbranchen  
  • Flächendeckenden Ausbau einer qualitativ hochwertigen und kostenlosen Kinderbetreuung, die mit Vollzeit-Arbeit vereinbar ist (aktuell ist nur jeder vierte Kindergartenplatz in Österreich außerhalb Wiens mit einer Vollzeitstelle vereinbar)

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