Grunderwerbsteuer
/ 13. Januar 2023

Eine 80-Quadratmeter-Wohnung in Wien kostet derzeit rund 375.000 Euro, Tendenz steigend. In den letzten 15 Jahren hat sich der Immobilienpreisindex in Österreich verdoppelt. Wohnraum zu kaufen ist für viele Familien unmöglich geworden. Wer ein Medianeinkommen verdient und durchschnittlich spart, muss fast 70 Jahre sparen, um genug Geld für den Wohnungskauf wegzulegen. Dazu kommen verschärfte Kreditregeln. Das Eigenheim auf Pump ist seither für viele illusorisch.

Die Senkung der Grunderwerbsteuer löst dieses Problem nicht einmal annähernd. Mit einem Steuersatz von nur 3,5 Prozent auf den Kaufpreis, wäre die Steuerersparnis kaum der Rede wert. Die Senkung der Grunderwerbsteuer senkt die Immo-Preise weit nicht so deutlich, dass sich auch Durchschnittsverdiener:innen ein Eigenheim leisten können. Wird eine Immobilie vererbt oder verschenkt, verringert das die Steuer zusätzlich. Wer eine Wohnung im Wert von 375.000 Euro erbt, zahlt lediglich 3.752 Euro an Grunderwerbsteuer.

Ohnehin tragen die Steuer jene, die sie sich locker leisten können. Daten zeigen, dass nur jeder 4. Haushalt im unteren Einkommensfünftel im Eigenheim wohnt. Im höchsten Einkommensfünftel sind es hingegen 7 von 10 Haushalte.

Dazu kommt, dass real die Steuer sowieso die Verkäufer:innen tragen. Käufer:innen reagieren viel empfindlicher auf Preisänderungen als Verkäufer:innen. Wenn der Preis steigt, sind plötzlich viel weniger Käufer:innen bereit, ein Haus zu kaufen. Verkäufer:innen reagieren weniger stark. Wenn die Immobilienpreise sinken, dann nehmen sie ihre Angebote nicht so schnell vom Markt, sondern verkaufen eben zu niedrigeren Preisen. Von einer Senkung hätten die Verkäufer:innen also deutlich mehr. Das sagt uns die wissenschaftliche Literatur.

Eine Steuersenkung beim Kauf von Immobilien unterstützt jene, die staatliche Krücken eigentlich nicht brauchen. Das sind einerseits Menschen mit sehr hohem Einkommen, die sich hunderttausende Euro an Kaufpreis leisten können. Andererseits sind es jene, die Immobilien besitzen und verkaufen.

Die Grunderwerbsteuer ist hierzulande die letzte vermögensbezogene Steuer ist, die noch nennenswerte Einnahmen bringt. Sie wächst mit den Immobilienpreisen mit. 2021 spülte sie rund 1,7 Milliarden Euro in unseren gemeinsamen Haushalt. Von 100 Steuer-Euros kommen überhaupt nur 4 aus vermögensbezogenen Steuern: Mehr als 2 Euro trägt Grunderwerbssteuer bei. Senken wir sie jetzt, tragen Vermögende so gut wie nichts mehr zum Staatshaushalt bei.

Reformbedarf gibt es daher in die entgegengesetzte Richtung. Wer nur eine Wohnung in seinem Leben kauft, soll dafür weiterhin nur mit 3,5 Prozent besteuert werden. Wer allerdings genügend Kleingeld für zwei oder mehr Immobilien übrig hat, oder als Unternehmen im Immobiliengeschäft aktiv ist, kann sich auch einen höheren Steuersatz locker leisten. Das würde nicht nur unsere Steuereinnahmen erhöhen, es würde vor allem dazu beitragen die Spekulation mit Wohnraum zu erschweren und damit auch langfristig zu sinkenden Immobilienpreisen führen.

Dieser Text ist zunächst als Kommentar bei "Zack Zack" erschienen.

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