Grafik mit Kinderbett als Symbolbild für unbezahlte Arbeit
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  Sophie Achleitner Katharina Mader
/ 18. Dezember 2023

Bei der Verteilung der unbezahlten Arbeit zwischen Männern und Frauen gibt es seit den 1980er Jahren nur wenig Verbesserung. Frauen übernehmen immer noch den Löwenanteil an Kinderbetreuung, Hausarbeit und Co. Würden Frauen für ihre unbezahlte Arbeit entlohnt werden, läge das österreichische BIP um 13 Prozent höher. Das zeigt eine Analyse des Momentum Instituts auf Basis der neu veröffentlichten Zeitverwendungserhebung der Statistik Austria.

Der Gender Care Gap – die zeitliche Differenz bei der unbezahlten Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen – klafft auch im Jahr 2023 noch weit auseinander: Seit der ersten Zeitverwendungserhebung im Jahr 1981 ist die Lücke lediglich um 14 Prozentpunkte geschrumpft. Mit 63 Prozent tragen Frauen derzeit nach wie vor die Hauptlast der unbezahlten Haus- und Betreuungsarbeit. In den letzten vier Jahrzehnten ist kaum eine Veränderung hin zur fairen Verteilung der unbezahlten Arbeit zwischen Männern und Frauen bemerkbar. Das hat fatale Auswirkungen auf Erwerbseinkommen und Pensionen der Frauen.

Zwar sinkt die Zahl der unbezahlten Arbeitsstunden für beide Geschlechter leicht, doch der Unterschied zwischen Frauen und Männern bleibt enorm: Im Jahr 2023 verrichten Frauen täglich immer noch 1,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Während Männer pro Tag lediglich zwei Stunden an Kinderbetreuung, Hausarbeit oder Pflege leisten, sind es bei Frauen fast vier Stunden. 

Reduzieren Frauen ihre Erwerbsarbeit, um stattdessen unbezahlte Arbeit zu leisten, entgeht ihnen dadurch ein erheblicher Anteil ihres Einkommens. Deutlich wird der Verlust, wenn man ihn im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung betrachtet: Hätte man Frauen in Österreich für ihre unbezahlten Arbeitsstunden entlohnt, hätte ihnen das zusammen im Jahr 2022 etwa 57 Milliarden Euro eingebracht. Damit würde die Wirtschaftsleistung des Landes um 13 Prozent höher liegen. Die unbezahlten Arbeitsstunden, die Männer im selben Zeitraum leisteten, wären kumuliert mit etwa 38 Milliarden entlohnt worden.

Mit kurzen Öffnungszeiten, fehlenden Kinderbetreuungsplätzen insbesondere in ländlichen Gebieten und unzureichenden Pflegeangeboten und Unterstützungen, wird es noch lange dauern, bis sich der Gender Care Gap schließt. Das Momentum Institut empfiehlt, den Ausbau qualitätsvoller sozialer Dienstleistungen anzukurbeln. Es braucht ein flächendeckendes, kostenloses Kinderbetreuungsangebot mit Öffnungszeiten, die mit Vollzeitarbeit vereinbar sind. Damit auch die Pflege von Angehörigen nicht nur unbezahlt auf den Schultern von Frauen lastet, braucht es dringend einen Ausbau der qualitätsvollen Pflege, von der mobilen Unterstützung bis hin zu Pflegeeinrichtungen. Eine verpflichtende Väterkarenz und eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich unterstützen dabei, unbezahlte Arbeit zwischen Männern und Frauen fair zu verteilen.

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