Frau steht vor einem Whiteboard und schreibt
/ 14. Februar 2023

Arbeitsminister Martin Kocher ließ heute mit einem Vorschlag aufhorchen, nachdem er Sozial- und Familienleistungen am Beschäftigungsausmaß der Bezieher:innen orientieren möchte. Hauptsächlich betroffen wären davon Frauen, denn 79 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind weiblich. 73,4 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen arbeiten in Teilzeit, weil es nicht anders geht – etwa aufgrund von Pflege- oder Betreuungspflichten.

Während nur 11,6 Prozent der Männer teilzeitbeschäftigt sind, arbeitet mit 49,6 Prozent jede zweite Frau in Teilzeit. Der Vorschlag des Arbeitsministers würde im Schnitt der Hälfte der beschäftigten Frauen potenziell die Sozialleistungen kürzen.

Sozialleistungen Teilzeit Frauen und Männer. Frauen: 49,6% Teilzeit, 50,4% Vollzeit. Männer: 11,6% Teilzeit, 88,4% Vollzeit.

Bei Frauen ist die Teilzeitquote entlang aller Altersgruppen bedeutend höher als bei Männern. So arbeitet bei den 45–54-Jährigen rund die Hälfte der Frauen in Teilzeit, bei den Männern sind es lediglich sieben Prozent. Ein deutlicher Sprung bei der Frauen-Teilzeitquote ist zwischen den Altersgruppen 25–34 und 35–44 zu erkennen. Ab der Altersgruppe 35+ sinkt die Teilzeitquote der Frauen nicht wieder unter 50 Prozent. “Wir hängen Frauen in Österreich immer noch den Löwenanteil der unbezahlten Arbeit um, allen voran bei der Kinderbetreuung und der Pflege von erwachsenen oder älteren Angehörigen. Um die Doppelbelastung zu stemmen, reduzieren sie ihre Lohnarbeit deutlich.

Betreuungspflichten häufigste Gründe für Teilzeitarbeit von Frauen

Bei Frauen sind Betreuungspflichten für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige der häufigste Grund für eine Teilzeitbeschäftigung: 95 Prozent der 430.000 Menschen, die wegen Betreuungspflichten Teilzeit arbeiten, sind Frauen. Vier von zehn Frauen (39,3 %) arbeiten aufgrund von Betreuungspflichten in Teilzeit. Männer arbeiten erst in der Altersgruppe 65+ zu einem bedeutenden Anteil in Teilzeit. Allerdings aus anderen Gründen als die weiblichen Arbeitnehmerinnen. Bei den 15–64-jährigen männlichen Teilzeitarbeitnehmern möchte ein Viertel (25,4 %) lieber keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Ein weiteres Fünftel (20,4 %) arbeitet aufgrund von Aus- oder Weiterbildungen in Teilzeit. Lediglich 7,6 Prozent geben an, wegen Betreuungspflichten Teilzeit zu arbeiten. 

Kinderbetreuung selten Vollzeit-tauglich

Ausschlaggebend für die Arbeitsmöglichkeiten von Frauen ist die Verfügbarkeit von Kinderbetreuung. In Österreich haben durchschnittlich 38 Prozent der Kindertagesheime länger als 10 Stunden geöffnet – ungefähr das tägliche Zeitfenster, das Eltern brauchen, um einer Vollzeitbeschäftigung inklusive Wegzeit nachgehen zu können. Außerhalb Wiens ist nur jeder vierte Kindergartenplatz mit einem Vollzeitjob vereinbar. 

Anstatt den Frauen die Sozialleistungen zu kürzen, wäre es wesentlich sinnvoller, die politischen Rahmenbedingungen so umzugestalten, dass Frauen am Arbeitsmarkt teilhaben können. Dazu empfiehlt das Momentum Institut allen voran, Kinderbetreuungsmöglichkeiten so auszubauen, dass sie flächendeckend und kostenlos verfügbar sind. Die Öffnungszeiten sollten so gestaltet sein, dass eine Vollzeitarbeit damit vereinbar ist. 

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