Geldscheine als Symbolbild für Lohnbetrug durch unbezahlte Überstunden
/ 9. Mai 2022

Wird die durch Überstunden geleistete Arbeit nicht vergütet, geht den Arbeitnehmer:innen ein beträchtlicher Anteil ihres Lohns verloren. Im Jahr 2021 lag der Schaden, der durch diese Art von Lohnbetrug entstand, bei 1,03 Milliarden Euro. Der Schaden durch Eigentumskriminalität wie Einbruch oder Diebstahl betrug hingegen lediglich 383 Millionen Euro, jener durch Sozialbetrug 20 Millionen Euro. Die Schadenssumme durch die vorenthaltenen Lohn- und Gehaltszahlungen ist also mehr als doppelt so hoch, wie Eigentumsdelikte und Sozialbetrug zusammen an Schaden verursachen.

Während jedoch über gegen zu Unrecht bezogene Sozialleistungen vielfach in den Medien berichtet und gegen die Delikte mit einer eigenen Task Force der Bundesregierung vorgegangen wird, bleiben unbezahlte Überstunden in Österreich ungestraft. Die Verfallsfristen, um Überstunden einzufordern, sind außerdem sehr kurz: Teilweise können Arbeitnehmer:innen den Schaden schon nach wenigen Monate nicht mehr einklagen.

Als Grundlage der Berechnung dient die Mikrozensus-Befragung. Die Teilnehmer:innen werden befragt, wie viele Überstunden sie leisten und welche davon vergütet werden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Schadenssumme durch Lohnbetrug deutlich angestiegen: Während 2020 30,3 Millionen geleistete Überstunden nicht entlohnt wurden, waren es 2021 insgesamt 40,7 Millionen Stunden. Zur Bewertung der Stunden dient der Medianlohn über alle Branchen plus eine Nebenkostenpauschale von 50 Prozent des Lohns.

Anteil unvergüteter Überstunden bei Frauen höher

Männer leisteten im Jahr 2021 24,2 Millionen unbezahlte Überstunden, Frauen 16,5 Millionen. Der Anteil der unbezahlten an den geleisteten Überstunden ist bei Frauen jedoch deutlich höher als bei Männern. Laut Mikrozensus werden 26 Prozent der geleisteten Überstunden von Frauen nicht entlohnt, bei Männern sind es 19 Prozent. In beiden Fällen ist das ein beträchtlicher Anteil und ein hoher Schaden, der so für die Arbeitnehmer:innen entsteht.

Aber nicht nur den Arbeitnehmer:innen, auch der Staatshaushalt entgeht durch Lohnbetrug eine beträchtliche Summe. Unter Verwendung des Medianlohns (Statistik Austria) und der unbezahlten Überstunden aus dem Mikrozensus ergibt sich eine Schadensschätzung von bis zu 491 Millionen Euro für den Staat. Der Schaden setzt sich aus entgangener Lohnsteuer sowie Sozialversicherungsbeiträgen von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen zusammen. Um Lohnbetrug zukünftig zu verhindern, empfiehlt das Momentum Institut, Kontrollen in diesem Bereich zu verstärken.

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