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Warum wir ein konkretes Impfziel brauchen

Anna Pixer
27. April 2021
Warum wir ein konkretes Impfziel brauchen

Die Corona-Krise hat Österreich noch immer stark im Griff. Was Hoffnung verschafft und den Weg aus der Krise beschleunigen kann, ist die rasche Beschaffung und effiziente Verteilung von Impfstoffen. Zum Stichtag 26.4.2021 wurden in Österreich laut Gesundheitsministerium exakt 2.863.389 Impfdosen verteilt, bei rund 27% davon handelte es sich bereits um die zweite Dosis und somit die Vollimmunisierung.

Bis die gesamte „impfbare Bevölkerung“ (Personen ab 16 Jahren – etwa 7,5 Millionen Österreicher:innen) zumindest erstgeimpft ist, wird es jedoch noch einige Zeit dauern. Trotzdem sollten wir uns ein konkretes Impf-Ziel setzen, bevor wir zu viele Lockerungsschritte setzen. Als Anhaltspunkt kann man hier die Situation in Israel heranziehen: Dort sind bis dato (Stand 27.4.) rund 58% der Bevölkerung erstgeimpft. Fast alle davon (94%) haben auch schon die zweite Dosis erhalten. Betrachtet man die Daten zum israelischen Impffortschritt genauer, fällt ganz klar auf: Die Impfung zeigt Wirkung. Wie man in der Grafik unten erkennt, nahm die Zahl der Neuinfektionen sehr stark mit der Zahl der verabreichten Impfungen ab. Bei Erreichung der Erst-Durchimpfungsrate von 55% gab es einen regelrechten „Impf-Knick“ bei den Infektionszahlen. Israel hatte diese Marke schon Mitte März erreicht.

Impffortschritt in Isreal

55% als erstes – aber nicht absolutes – Ziel

Wie lange braucht Österreich nun noch, bis dieser erste Zielwert erreicht werden könnte? Anfang dieser Woche (Stand: 26.4.) waren nur rund 23% der Bevölkerung erstgeimpft. Wenn wir mit derselben Geschwindigkeit weiterimpfen, brauchen wir für das Ziel noch einige Wochen:

Unter Berücksichtigung der Liefermengen bis KW 18 laut Impfdashboard des Gesundheitsministeriums, sowie Liefermengen für Mai und Juni laut Kurier (Daten einer „Anfrage ans Gesundheitsministerium“), sollten wir die 55%-Erstimpfungs-Schwelle von 4,9 Millionen Österreicher:innen am 17.Juni erreichen. Zum selben Datum wären bei gleichbleibendem Trend rund 4 von 10 geimpften Personen vollimmunisiert.

Impfgeschwindigkeit Österreich bis 55% geimpft sind

Die Berechnung geht jedoch davon aus, dass – gleich wie im April – etwa 70% der erwarteten Impfdosen für Erstimpfungen verwendet werden, während die restlichen 30% für Vollimmunisierungen dienen. Das Datum ist somit eventuell sogar noch etwas überschätzt, da in den laufenden Wochen von einer leichten Zunahme an Zweitimpfungen ausgegangen werden kann.

Die Kurzanalyse des Impffortschritts Österreichs zeigt uns also einerseits, dass kein Weg, der uns aus der Pandemie bringen kann, am schnellstmöglichen Durchimpfen der Bevölkerung vorbeiführt. Andererseits hat Österreich noch einiges an Arbeit vor sich: Die Durchimpfung hin zur Impfrate, die einen erhofften „Impf-Knick“ in den Infektionszahlen ähnlich jenem in Israel bringen soll, dauert bei aktuellen Lieferzahlen eher optimistisch geschätzt noch rund 7 Wochen. Österreich sollte sich also vor konkreten Versprechungen, die aufgrund unsicherer Liefermengen eventuell nicht eingehalten werden können, zurückhalten. Stattdessen sollten wir uns – etwa betreffend Öffnungs- und Lockerungsschritten – an konkreten, sinngemäßen Zielen orientieren. Klar sein muss dabei: 55% Erstimpfungsrate könnte als erstes Ziel gelten, die Pandemie und ihre Folgen werden damit jedoch noch nicht besiegt sein.

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