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Milliarden-Vermögen in Österreich großteils vererbt

Barbara Schuster
14. Oktober 2025
Milliarden-Vermögen in Österreich großteils vererbt

Mehr als vier von fünf Milliardär:innen in Österreich haben ihr Vermögen, weil sie geerbt haben. Damit ist der Anteil an Erb-Milliardär:innen hierzulande deutlich größer als jener, die ihr Vermögen als Unternehmer:innen aufgebaut haben, wie unsere aktuelle Analyse zeigt. Um dieser extremen Ungleichheit entgegenzuwirken, sollte Österreich sich ein Beispiel an anderen Ländern nehmen und die Erbschaftssteuer (wieder-)einführen.

In Österreich gibt es 51 Milliardär:innen. Davon machen jene, die ihr Vermögen geerbt haben, den klaren Löwenanteil aus: 84 Prozent haben ihre Milliarden leistungslos und steuerfrei durch Erbschaften erhalten. Lediglich 16 Prozent der Milliardär:innen in Österreich haben ihr Vermögen durch Unternehmertum erarbeitet, wie eine Auswertung der Daten von Datapulse und der trend Reichenliste 2025 zeigt.

Bereits im Nachbarland Deutschland, das Erbschaftssteuern einhebt, sind es mit 75 Prozent weniger Erbschafts-Milliardär:innen als in Österreich. Die Schweiz, in der es sowohl Vermögen- als auch Erbschaftssteuern gibt, hält mit 52 Prozent Erb-Reichen ungefähr die Balance. Kaum Milliarden-Erb:innen gibt es hingegen im Vereinigten Königreich: Lediglich 11 Prozent sind durch Erbschaften an ihr Vermögen gekommen, ganze 89 Prozent durch Unternehmertum. Anders als in Österreich ist Extremreichtum dort weniger durch die Geburtslotterie bestimmt.

Wird das Vermögen im Land zu einem großen Teil vererbt, bleibt es über Generationen in den Händen einiger weniger Dynastien, während es bei uns fast schon unmöglich ist sich alleinig durch Arbeit ein Vermögen aufzubauen. Das verschärft die Vermögensungleichheit im Land – die Schere zwischen Arm und Reich geht so ungehalten immer weiter auseinander. 

Wenn ein:e Arbeitnehmer:in monatlich 10 Prozent des Median-Bruttoeinkommens von 2.500 Euro spart, bräuchte sie 280.000 Jahre, bis sie sich eine Milliarde zusammenspart. Weder ein Erwerbsleben noch die gesamte Menschheitsgeschichte ist ausreichend für eine solche Sparsumme. Weiters erfordert auch die Gründung eines Unternehmens einiges an Startkapital und birgt ein enormes Risiko – Voraussetzungen, die dazu führen, dass diese Form des Vermögensaufbaus den meisten Menschen vorenthalten ist.

Erbschaftssteuern de facto EU-Standard

In Österreich kann Vermögen völlig steuerfrei weitergereicht werden. Doch das war nicht immer so: 2008 ist die Erbschaftssteuer hierzulande ausgelaufen. Der Blick über die Ländergrenzen zeigt allerdings, dass es auch anders geht und Österreich die Ausnahme bildet. Mit 20 von 27 Staaten hebt die große Mehrheit der EU Steuern auf Erbschaften ein.

Damit verzichtet die Regierung auf Einnahmen, die hinsichtlich der Budgetlage dringend nötig sind. Rund 1,4 Milliarden Euro an Einnahmen bringt eine Erbschafts- und Schenkungssteuer – in etwa die doppelte Summe als die von der Regierung veranschlagten Kürzungsmaßnahmen bei den Pensionen und bei den öffentlich Bediensteten bringen. Hinzu kommt, dass sich das Erbvolumen in den nächsten 25 Jahren mehr als verdoppelt – bleibt die Regierung untätig, verschlimmert sich die Situation noch mehr.

Die Wiedereinführung einer Erbschafts- und Schenkungssteuer wäre ratsam, wie es auch die OECD und der Internationale Währungsfonds Österreich regelmäßig empfehlen. Eine Erbschafts- und Schenkungssteuer würde auch den längst überfälligen Beitrag von Extremreichen zum Steueraufkommen erhöhen und der zunehmenden Konzentration von Vermögen Einhalt gebieten.

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