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Muttertag: Väter leisten von allen Männern am wenigsten Hausarbeit

Sophie Achleitner
09. Mai 2025
Muttertag: Väter leisten von allen Männern am wenigsten Hausarbeit

Mütter in Österreich arbeiten mehr als jede andere Bevölkerungsgruppe – und zwar weitgehend unsichtbar. Sie erledigen mehr unbezahlte Hausarbeit als alle anderen, haben am wenigsten Freizeit und stemmen die Hauptlast der Care-Arbeit. Eine Auswertung der Zeitverwendungserhebung 2021/22 zeigt: Väter sind die Gruppe mit der geringsten Beteiligung an Hausarbeit.

Mütter in Mehrpersonenhaushalten mit Kindern leisten täglich 3 Stunden und 42 Minuten Hausarbeit, Männer im selben Haushaltstyp nur 1 Stunde und 55 Minuten. Über die Woche summiert sich diese Lücke auf fast 13 Stunden – also mehr als eineinhalb zusätzliche Arbeitstage für Frauen. Auch Single-Männer übernehmen mit durchschnittlich 2 Stunden und 4 Minuten Hausarbeit pro Tag mehr als Väter. Die Familiengründung führt bei Männern also nicht zu einem Anstieg an unbezahlter Arbeit, sondern zu einem Rückzug aus ihr. Vaterschaft bedeutet in der Praxis: weniger Hausarbeit als ein Single-Mann.

Diese Zahlen sind ein realitätsnaher Blick auf die vielbeschworene Gleichstellung: Sie findet nicht statt. Diese Verteilung ist kein individuelles Versäumnis, sondern das Ergebnis klarer Strukturen und Rollenzuschreibungen. Denn auch in Mehrpersonenhaushalten ohne Kinder, wo von einer symmetrischen Arbeitsteilung ausgegangen werden könnte, zeigt sich ein deutliches Ungleichgewicht: Frauen übernehmen dort im Schnitt täglich mehr als eine Stunde zusätzliche Hausarbeit.

Gleichzeitig ist die Verteilung von Freizeit deutlich geschlechtsspezifisch: Alleinerzieherinnen haben mit 4 Stunden und 12 Minuten pro Tag am wenigsten Freizeit, während Männer in kinderlosen Haushalten mit 6 Stunden und 37 Minuten täglich am meisten freie Zeit zur Verfügung haben. Auch Väter haben im Schnitt knapp eine Dreiviertelstunde mehr Freizeit pro Tag als Mütter.

Das Momentum Institut empfiehlt deshalb politische Maßnahmen, die an den strukturellen Ursachen ansetzen: einen Rechtsanspruch auf flächendeckende und kostenfreie Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr, ein partnerschaftlich gebundenes Karenzmodell, das Väter aktiv in die Verantwortung (verpflichtende Väterkarenz) nimmt, sowie die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, um unbezahlte Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern gerechter zu verteilen.

Hinweis zur Analyse: In Mehrkindhaushalten muss es sich bei den Erwachsenen nicht zwingend um die leiblichen Mütter und Väter handeln, es ist aber davon auszugehen, dass das in den meisten herangezogenen Beobachtungen der Fall ist.

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