Schild mit der Aufschrift "Need a Job" als Symbol für Arbeitslosigkeit
/ 7. März 2022

Im Februar waren 22.500 weniger Menschen weniger arbeitslos als vor Beginn der Corona-Krise. Haben wir die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie damit bereits verdaut? Das wäre wünschenswert, aber zu optimistisch. Nicht nur am heutigen Weltfrauentag wichtig: die Arbeitslosigkeit unter den Frauen geht langsamer zurück als jene der Männer.

Zusätzlich sind zehntausende in Kurzarbeit. Knapp 190.000 Menschen sind dafür angemeldet, und es könnten mehr werden – auch aufgrund des Kriegs in der Ukraine. Im oberösterreichischen Steyr stehen die Bänder der Auto-Fabriken schon still, weil Lieferteile aus der Ukraine ausgefallen sind. Die Gaspreise können dazu führen, dass weitere Betriebe ihre Produktion aussetzen.

Wer schon vom bisherigen Aufschwung kaum profitieren konnte, sind Langzeitarbeitslose. Ihre Zahl steigt stetig, fast 150.000 Menschen suchen länger als ein Jahr einen Job. Ihre Chancen sinken mit den aktuellen Krisen weiter. Hier muss umsichtige Arbeitsmarktpolitik ansetzen: etwa mit öffentlichen Beschäftigungsprogrammen. Die sind, zeigen Studien, weit besser als ihr Ruf.

Und inzwischen? Sollten wir aufhören, den Betroffenen die Schuld für ihre Arbeitslosigkeit zu geben. Weder das Stubenmädchen aus Wien noch der Verkäufer aus Tirol können etwas für Corona oder die Ukraine-Krise. Erster Schritt: die Versicherungsleistung Arbeitslosengeld so anpassen, dass sie gegen Armut schützt. Aktuell bekommen 9 von 10 Arbeitslosen weniger als 1.200 Euro. Gerade angesichts der Teuerung reicht das nicht. Jeder vierte Arbeitslose muss sich Geld im Freundes- und Familienkreis leihen. Zweiter Schritt: mehr Kinderbetreuung schaffen, die dafür sorgt, dass Frauen Vollzeit-Stellen annehmen können (in der Steiermark ist nicht einmal jeder dritte Kiga-Platz vollzeit-Tauglich).

Und wir sollten die gerade in Bau und Tourismus eingerissene Praxis, Mitarbeiter:innen in schwachen Perioden beim AMS zu „parken“, nicht mehr akzeptieren. Dass jede siebente Neueinstellung eine Rückkehr in den eigenen Job ist, muss zu einem Umdenken führen.

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.

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