Heute ist Equal Pay Day. An diesem Tag geht es darum, um wie viel Frauen im Schnitt weniger verdienen als Männer. Dieser Tag ist aber vor allem auch ein Barometer dafür, wie weit wir noch von der Gleichberechtigung von Mann und Frau entfernt sind.
Wo stehen wir im Jahr 2020? Um durchschnittlich 37 Prozent verdienen Frauen weniger als Männer. Seit 1997 hat sich der Unterschied in der Bezahlung zwischen den Geschlechtern damit um sagenhafte 1,6 Prozent verringert. Geht es in diesem Tempo weiter, wird die finanzielle Gleichstellung der Frauen noch bis ins Jahr 2485 dauern.
Nun verweisen Experten gerne darauf, dass die Lohnschere in Wahrheit ja gar nicht so groß sei. Wenn man berücksichtige, dass Frauen eben öfter Teilzeit arbeiteten, noch dazu in schlecht bezahlten Jobs, und außerdem halt lange in Baby-Karenz gingen, reduziere sich der „unerklärbare“ Gender Pay Gap auf noch gut ein Zehntel. Alles also halb so schlimm? Mitnichten.
Vielmehr dokumentieren diese Unterschiede strukturelle Benachteiligungen. Teilzeit und Baby-Karenz bedeuten unbezahlte Sorgearbeit. Dass diese primär von Frauen erledigt wird, ist genauso zu hinterfragen wie die niedrigen Löhne in mehrheitlich von Frauen ausgeübten Berufen. Fehlende Kinderbetreuungs- und Pflegeeinrichtungen verschärfen die Situation.
Die Gehaltsschere klein zu rechnen, verschleiert aber auch ihre Langzeitfolgen, etwa die beschämend niedrigen Pensionen von Frauen. Auch im Falle von Arbeitslosigkeit bekommen sie deutlich weniger als Männer.
Wir sollten deshalb nicht nur über die Unterschiede beim Gehalt sprechen, sondern auch über die Auswirkungen auf das Lebenseinkommen. Frauen steigen hier noch einmal schlechter aus. Der Blick darauf verdeutlicht, was in Sachen Gleichberechtigung noch alles zu tun ist. Bedauerlicherweise sehr viel.