Arbeit
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Die ganze Arbeit für das halbe Geld

Barbara Blaha
16. Februar 2023
Die ganze Arbeit für das halbe Geld

Ab heute ist es endlich so weit: Frauen werden rechnerisch für ihre Lohnarbeit erstmals dieses Jahr bezahlt. Frauen arbeiten in Österreich ganze 47 Tage lang unbezahlt. Die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen ist im Vergleich zum letzten Jahr sogar noch gewachsen. Frauen, die Vollzeit arbeiten bekommen 13 Prozent weniger Lohn als Männer. Die Zahl ist trügerisch. Jede zweite Frau arbeitet hierzulande Teilzeit. Das erklärt den hohen Frauenanteil bei Teilzeit-Jobs: Acht von zehn Teilzeitkräften sind weiblich. Rechnet man teilzeitbeschäftigte Personen hinzu, klafft die Lohnlücke bereits ganze 36 Prozent auseinander. Frauen bekommen also mehr als ein Drittel weniger bezahlt als Männer. Starker Tobak im Jahr 2023. Bei Fragen der Geschlechtergerechtigkeit sollten wir eigentlich schon weiter sein.

Währenddessen bring Arbeitsminister Martin Kocher am Dienstag einen grotesken Vorschlag aufs Tapet. Um Vollzeit-Jobs attraktiver zu machen, will er die Sozialleistungen für alle kürzen, die in Teilzeit arbeiten. Das würde auf einen Schlag die finanzielle Situation jeder zweiten Frau in Österreich deutlich verschlechtern. Für den Minister ist “Teilzeitarbeit ein Privileg”. Dabei sieht die Realität für Frauen ganz anders aus. Sechs von zehn der Kindergarten-Plätze in Österreich sind mit einem Vollzeit-Job nicht vereinbar. Und: Auch acht von zehn älteren Menschen werden von – in den allermeisten Fällen – weiblichen Angehörigen betreut und gepflegt.

Die Frauen in diesem Land lassen wir mit einer völlig unzureichenden Pflege- und Betreuungssituation seit Jahren allein. Sie bezahlen den Preis dafür zusätzlich noch mit einer lächerlich niedrigen Alterspension. Statt das endlich politisch zu lösen, will man ihnen jetzt auch noch Sozialleistungen kürzen? Ein schlechter Faschingsscherz, möchte man meinen.  

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.

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