Symbolbild Equal Pay Day
/ 7. März 2023

Anlässlich des internationalen Weltfrauentags analysiert das ökosoziale Momentum Institut die Einkommens- und Vermögenssituation von Frauen mit Migrationsgeschichte in Österreich. Die aktuelle Auswertung zeigt, dass sie am geringsten bezahlt werden und kaum über Vermögen verfügen.

Analysiert wurden alle rund zwei Millionen unselbstständig erwerbstätigen Frauen. Jede Vierte von ihnen ist nicht in Österreich geboren und hat Migrationshintergrund. Frauen ohne Migrationshintergrund erhalten um 35 Prozent weniger Lohn als erwerbstätige Männer ohne Migrationsgeschichte. Diese Frauen erhalten im Durchschnitt rund 13.400 Euro weniger Lohn jährlich als Männer.

Die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen mit Migrationshintergrund beträgt sogar 41 Prozent. Die Lohnlücke von Frauen mit Migrationsgeschichte ist am größten im Vergleich mit Männern ohne Migrationsgeschichte. Hier liegt sie sogar bei 60 Prozent. Allein diese Lohnlücke, die bei rund 22.700 Euro liegt, ist mehr, als Migrantinnen überhaupt verdienen. Ihr mittleres Einkommen beträgt nur rund 15.400 Euro. Aber auch im Vergleich zwischen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund haben Migrantinnen das Nachsehen. Sie haben rund 9.300 Euro im Jahr weniger an Einkommen.

Teilzeitarbeit als Treiber für Einkommenslücke

Frauen arbeiten viel häufiger in Teilzeitanstellungen als Männer. Der überwiegende Teil macht das aber nicht freiwillig. Hauptgrund für Teilzeitarbeit für 4 von 5 Frauen ist die unbezahlte Sorgearbeit für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige. Um die unbezahlte Arbeit zu stemmen, reduzieren sie ihre Erwerbsarbeit deutlich. Jede zweite erwerbstätige Frau in Österreich arbeitet Teilzeit. Von zehn Teilzeitkräften im Land sind acht Frauen. Bei Frauen ohne Migrationshintergrund arbeitet mit 49,2 Prozent knapp die Hälfte in Teilzeit. Bei Frauen mit Migrationshintergrund sind es mit rund 46 Prozent sogar etwas weniger. Das müsste der Einkommenslücke tendenziell entgegenwirken. Hätten Frauen mit Migrationshintergrund die gleiche Teilzeitquote wie Frauen ohne, wäre die Einkommenslücke vermutlich sogar noch größer.

Niedriglohnbranchen: Migrantinnen überrepräsentiert

Bei der Zusammensetzung der Erwerbstätigen nach Geschlecht und Migrationshintergrund zeigt sich ein sehr ungleiches Bild: Frauen mit Migrationshintergrund sind in Niedriglohnbranchen wie Gastronomie und Beherbergung (31 Prozent), Leiharbeit (24 Prozent), Erziehung (20 Prozent), Gesundheit (18 Prozent) oder Landwirtschaft (18 Prozent) überrepräsentiert, was zum migrationsspezifischen Gender-Pay-Gap beiträgt.

Frauen mit Migrationshintergrund haben im Mittel auch deutlich weniger Vermögen als der Rest der Bevölkerung. Im Vergleich mit Männern ohne Migrationshintergrund besitzen sie nur ein Viertel des Vermögens. Während sich ihr mittleres Nettovermögen auf 12.200 Euro beläuft, haben Männer ohne Migrationshintergrund 48.200 Euro, eine Differenz von 36.000 Euro. Selbst im Vergleich innerhalb der Frauen, besitzen Frauen mit Migrationsgeschichte rund 24.000 Euro weniger als Frauen, die in Österreich geboren sind. Personen mit Migrationsgeschichte erben deutlich seltener. Aber auch die bisherige Aufenthaltsdauer, also wie lange sich eine Person schon in Österreich befindet und hier Vermögen aufbauen konnte, spielt für die Vermögenslücke eine Rolle.

Handlungsempfehlungen

Um die eklatanten Lücken bei Einkommen und Vermögen von Migrantinnen zu schließen, empfiehlt das Momentum Institut eine Reihe von Ansatzpunkten:

  • Kinderbetreuung und Altenpflege sollte in Österreich sowohl qualitativ als auch quantitativ ausgebaut werden.
  • Eine verpflichtende Väterkarenz könnte dazu beitragen, dass Frauen wieder schneller in die Erwerbsarbeit zurückkehren.
  • Frankreich hat gezeigt, dass eine kürzere Normalarbeitszeit von 35 Stunden dazu führt, dass Frauen vermehrt in der ‘kurzen’ Vollzeit arbeiten.
  • Zusätzlich könnte die verpflichtende Transparenz bei Gehältern Diskriminierung vorbeugen und dabei helfen, dass Frauen für die gleiche Arbeit auch tatsächlich das gleiche Gehalt bezahlt bekommen.
  • Außerdem ist es empfehlenswert die Löhne in Niedriglohnbranchen anzuheben oder einen Mindestbruttolohn von 2.000 Euro einzuführen.
  • Um die Vermögensungleichheit zu schmälern kann eine Erbschaftssteuer helfen.

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