Trotz Familienleistungen bleiben Familien auf einem großen Anteil der Kosten, die für Kinder anfallen, sitzen. Vor allem für Alleinerziehende und Haushalte die Mindestsicherung beziehen sind Kinderkosten eine große finanzielle Herausforderung.
Die Kosten etwa für ein 7- oder 14-jähriges Kind bleiben zwar gleich, egal ob es in einem Ein- oder Zwei-Eltern-Haushalt lebt. Auch die Familienleistungen unterscheiden sich nur geringfügig, dabei können Alleinerziehende die Kosten für die Kinder nicht auf zwei Elternteile aufteilen. So bekam etwa – laut den aktuellsten Zahlen – 2021 ein Zwei-Eltern-Haushalt 317 Euro (7-jähriges Kind) oder 347 Euro (14-Jähirges Kind) an Familienleistungen. Die Alleinerzieherin bekam aber nur um 6 Euro mehr für das 7-jährige bzw. 20 Euro mehr für das 14-jährige Kind als ein Haushalt mit zwei Elternteilen.
Wir sehen zudem, ein Kind kostet deutlich mehr, die Familienleistungen decken überhaupt nur knapp ein Drittel der Kosten. Für gut situierte Haushalte stellt das kein großes Problem dar. Für Familien, bei denen am Ende des Geldes aber noch viel Monat übrig ist, umso mehr.
Betrachtet man Haushalte die Mindestsicherung beziehen, übersteigen die Kosten für die Kinder, egal wie viele im Haushalt leben, die Bezüge durch die Mindestsicherung, Mietbeihilfe und Familienbeihilfe um mindestens rund 500 Euro.
Einer Familie mit vier Kindern fehlen so rund 920 Euro – jährlich summiert sich das auf mindestens 11.000 Euro, die dieser Familie fehlen.
Dasselbe Bild zeigen die Daten bei Alleinerziehenden. Mit einem Kind fehlt einem Ein-Eltern-Haushalt rund 300 Euro pro Monat. Bei 4 Kindern sogar rund 900 Euro.
Diese ”Fehlsummen” sind als absolute Untergrenze zu betrachten, denn bei der Berechnung wurde angenommen, dass die jeweiligen Höchstbezüge ausbezahlt werden, das ist aber gerade bei der Mietbeihilfe nur sehr selten der Fall. Darüber hinaus bildet die Grafik die Mindestsicherungsbezüge für das Bundesland Wien ab, diese sind im Bundesländer-Vergleich die höchsten.
Während in anderen EU-Ländern ärmere Einkommensgruppen mehr Familienleistungen (gemessen am BIP pro Kopf) erhalten als reichere, ist es in Österreich umgekehrt. Hierzulande erhalten die beiden einkommensstärksten Zehntel höhere Familienleistungen als die einkommensärmeren. Das lässt sich sowohl auf die Steuervergünstigungen als auch auf die direkten Geldtransfers für Kinder zurückführen.
Einkommensärmere Familien müssen sich enorm abstrampeln und jeden Cent drei Mal umdrehen, um den Alltag zu bewältigen. Zentral ist es daher gezielt die ärmeren stärker zu unterstützen und nicht umgekehrt, wie es Österreich derzeit noch macht.
Aktuell lebt jedes fünfte Kind in Österreich in Armut oder ist armutsgefährdet. Das Momentum Institut empfiehlt daher die Umsetzung einer Kindergrundsicherung, um gerade die Kinder aus den ärmsten Haushalten abzusichern. Des Weiteren empfiehlt die Denkfabrik den Fokus auf familienbezogene Sachleistungen zu rücken, denn von Steuerabsetzbeträgen und Freibeträgen profitieren Top-Verdiener:innen und Männer am meisten. Zusätzlich wäre es sinnvoll regelmäßige Kinderkosten-Analysen zu erheben, denn vor der aktuellen Erhebung aus dem Jahr 2021 wurde sie zuletzt 1964 durchgeführt.