Auch in Österreich gilt: Ein paar wenige Menschen besitzen den Großteil des gesamten Vermögens. Wie ungleich Reichtum verteilt ist, ist schwer vorstellbar. Der mit Abstand reichste Mann Österreichs ist kürzlich verstorben, sein Vermögen: um die 24,7 Milliarden Euro – etwa die Hälfte von dem, was die gesamte untere Hälfte der österreichischen Haushalte zusammen besitzt. Damit zählte Didi Mateschitz auch international zu den Superreichen.

An der enorm schiefen Vermögensverteilung ändert sich nichts, denn reich wird in Österreich vor allem, wer erbt – und Erbschaft wird nicht besteuert. Die Erbschaftssteuer ist in Österreich 2008 ausgelaufen. Dass uns Einnahmen aus Erbschaften jetzt bitter fehlen, merken wir in der Krise ganz besonders. Eine Gegenfinanzierung für Maßnahmen gegen die Teuerung wie Strompreisbremse und Co. sucht man bisher vergeblich. 7,4 Milliarden Euro an Einnahmen hätte eine Erbschaftssteuer nach deutschem Vorbild alleine im Fall von Mateschitz eingebracht. Selbst bei einer Erbschaftssteuer von 99 Prozent wären vom Erbe des reichsten Menschen Österreichs immer noch satte 247 Millionen übrig.

Wo eine hohe, aber progressive Erbschaftssteuer fehlt, wachsen Erbschaften exponentiell. Ganze 700 Milliarden Euro werden aufsummiert in den kommenden 30 Jahre in Österreich steuerfrei vererbt werden. Wer viel erbt, erbt meistens gleich doppelt: Neben Vermögen wird auch Ansehen und Macht von an die nächste Generation weitergegeben. Während kleine Vermögen als Notreserve dienen, dominiert in der Mitte Vermögen in Form eines Hauses oder einer Wohnung. Am oberen Ende der Vermögensverteilung ändert sich auch die Funktion des Vermögens – gesellschaftliche Macht spielt eine Rolle. Man denke dabei nur an einen eigenen Privatsender mit vier Prozent Marktanteil.

Will man der ungleichen Verteilung von Vermögen – und damit von Einfluss und Macht – entgegenwirken, kommt man an Erbschaftssteuern nicht herum. Außerdem: Sie sind effizient und lassen sich leicht bemessen. Andere Länder machen vor, wie es geht: Südkorea hat einen hohen Erbschaftssteuersatz von 50 Prozent, der bis auf 60 Prozent steigen kann. 8,9 Milliarden Euro an Steuereinnahmen flossen vom Erbe des Samsung-Vorsitzenden und reichsten Mannes Südkoreas in die Staatskasse.

Steuereinnahmen, die in Österreichs Staatskasse fehlen. Aber nicht nur die Erbschaftssteuer fehlt, auch andere Steuern auf Vermögen sinken beständig: 2020 machten die Einnahmen daraus insgesamt nur knapp 1,5 Prozent am gesamten Steuer- und Abgabenaufkommen aus. 1970 waren es noch über 3,5 Prozent. Österreichs Budget wird damit immer fragiler und weniger krisenfest. Wollen wir verhindern, dass bald Kürzungen im Sozialstaat drohen, müssen wir unsere Steuerstruktur überdenken: Eine progressive Erbschaftssteuer wäre der erste Schritt in die richtige Richtung, zusammen mit höheren Einnahmen aus Vermögen und Gewinnen großer Unternehmen. Denn Krise hin oder her, das Vermögen der Superreichen wächst weiter und es sollte gelten: Wer viel hat, trägt auch mehr zur Gesellschaft bei.

Dieser Text erscheint zunächst als Gastkommentar bei „Zack Zack“.

Anzeige
Alles
Text
Grafiken
filter filter