topgografische Karte Europas
/ 3. November 2021

Kurzarbeit sicherte fast 30 Millionen Arbeitsplätze in der EU 

Kurzarbeit und ähnliche Maßnahmen sicherten europaweit im Jahr 2020 mehr als 38 Millionen Jobs (EU-weit 28,6 Millionen). So trugen sie signifikant zu geringerer Arbeitslosigkeit bei. Das zeigt eine Analyse des Momentum Instituts auf Basis einer Studie von Jan Drahokoupil und Torsten Müller des European Trade Union Institute. Demnach gibt es einen Zusammenhang zwischen Ausgaben für arbeitsplatzsichernde Maßnahmen und der jeweiligen Arbeitslosenquote: Länder, die mehr für Kurzarbeit, Lohnkostensubventionen oder temporärer Beurlaubung ausgegeben haben, verzeichneten tendenziell auch geringere Arbeitslosigkeit im Jahr 2020. So war die Arbeitslosigkeit etwa in Portugal, Finnland oder Litauen bei geringen Staatsausgaben besonders hoch, während Malta, das Vereinigte Königreich, die Niederlande und auch Österreich bei höheren Ausgaben eine geringere Arbeitslosenquote aufwiesen. Laut Drahokoupil und Müller gibt Österreich etwa 1,6% des BIP für Kurzarbeit aus, was über dem EU-Schnitt von 1,1% liegt. Österreich befindet sich damit an 7. Stelle in der EU27. Mit einer Arbeitslosenquote von 5,4% (laut Eurostat Definition) belegte Österreich im Jahr 2020 in der EU27 Platz 10.

Anmerkung: Drahokoupil und Müller unterscheiden europaweit zwischen drei Maßnahmen, die jeweils das Ziel haben, Arbeitslosigkeit zu verringern: Lohnkostensubvention, Kurzarbeit und temporäre Beurlaubung. Ersteres bedeutet, der Staat übernimmt Lohnkosten, während Angestellte gleich viel weiterhin arbeiten, während Kurzarbeit und temporäre Beurlaubung die Arbeitszeit reduzieren und die Differenz des Gehaltsverlustes zahlen (bei temporärer Beurlaubung wird die Arbeitszeit im Gegensatz zur Kurzarbeit auf 0 reduziert).

Fast jede:r sechste:r Beschäftigte:r in der EU profitierte von Staatshilfen

In Österreich war am Höhepunkt etwa ein Viertel aller Beschäftigten in Kurzarbeit, EU-weit waren es 28,6 Millionen Menschen. Das bedeutet, dass rund 15% bzw. jede:r 6. Beschäftigte:r der EU von Staatshilfen zur Arbeitsplatzsicherung profitierte (gemessen an allen Beschäftigten zwischen 15 und 64 Jahren 2020 laut Eurostat (192 Mio.)). 

Um mehr Arbeitsplätze zu sichern, muss natürlich auch mehr Geld ausgegeben werden. Das bestätigt der Zusammenhang zwischen dem Anteil der Personen in Kurzarbeit (o.Ä.) und den Ausgaben für arbeitsplatzsichernde Maßnahmen. Je mehr Geld zur Verfügung gestellt wird, desto mehr Menschen können in Kurzarbeit gehen und geschützt werden. Die obige Grafik verdeutlicht diesen Zusammenhang: Sie zeigt Beschäftigte in Kurzarbeit o.Ä. am Höhepunkt der Krise 2020 als Anteil aller Beschäftigten und die Gesamtausgaben für das Jahr 2020 gemessen am BIP pro Land.

Keine Krisenbewältigung in Europa ohne arbeitsplatzsichernde Maßnahmen

Gesammelte Daten der Studie zeigen außerdem, dass sich am Krisenhöhepunkt 2020 europaweit (EU27 plus Norwegen, Schweiz, UK) mehr als 38 Millionen Menschen in arbeitsplatzsichernden Maßnahmen befanden. In der EU waren es am Krisenhöhepunkt April 2020 mehr als 28 Millionen Arbeitnehmer:innen.

Die Kurzarbeit war und ist also ein Instrument von immenser Bedeutung, um Arbeitsplätze zu sichern und die Arbeitslosenquote gering zu halten. Die Stabilisierung des Arbeitsmarktes und Reduktion der Arbeitslosigkeit sind wichtige Grundpfeiler der Krisenbewältigung. Aber auch abseits der Krise sollte die Wichtigkeit staatlicher Eingriffe nicht in Vergessenheit geraten. Wenn der Arbeitsmarkt aus unterschiedlichen Gründen versagt, kann der Staat eingreifen und Arbeitslosigkeit verringern.

Mehr dazu hier: https://www.momentum-institut.at/corona-hilfe-verteilung-oesterreich und https://www.momentum-institut.at/news/corona-brachte-explosion-unternehmenssubventionen

Link zu Studie: https://etui.org/publications/job-retention-schemes-europe

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